Wenn Igor Titiev gefragt wird, was er beruflich macht, wird daraus meistens ein langes Gespräch. „Die Leute wollen dann immer wissen, was man alles darf und was nicht“, erzählt der 27-Jährige und lacht. Nach dem Abitur hat er sich für ein duales Studium bei der Polizei in Düsseldorf entschieden. „Dabei erlebt man so manches, was der Normalbürger nicht kennt“, sagt er. Bereut hat er seine Berufswahl nie.
Zu den kleinen Jungen, die als Kind Polizist werden wollten, gehört Igor nicht. „Mein Traumberuf war eigentlich Pilot“, verrät er. Auch ist er keiner von denen, die aus einer Polizistenfamilie stammen und denen der Beruf praktisch in die Wiege gelegt wird: „Unter meinen Kollegen gibt es das immer wieder, aber in meiner Familie war niemand Polizist.“ Seine Entscheidung, sich bei der Polizei zu bewerben, sei nach dem Abitur gefallen. „Ich wollte etwas, das abwechslungsreich und krisensicher ist“, erklärt er.
Bewerbung bei der Polizei
In seinem Umfeld habe seine Berufswahl zunächst für Überraschung gesorgt. Sein Wunsch, sich bei der Polizei zu bewerben, sei aber durchweg positiv aufgenommen worden. Als er den Einstellungstest bestanden habe, hätten viele mit Bewunderung reagiert.
Über die Voraussetzungen für ein duales Studium bei der Polizei in NRW werden die Bewerber genau informiert. Anspruchsvoll seien die Tests jedoch, auch, was das Körperliche angehe, sagt Igor: „Wer nicht regelmäßig Sport treibt, kommt da schon an seine Grenzen.“ Da er seit seiner Kindheit sportlich aktiv sei, habe er den sportlichen Teil des Einstellungstests aber ohne Vorbereitung geschafft.
Um körperlich fit zu bleiben, werde auch während des Studiums laufend trainiert. In seiner Ausbildung sei er viel geschwommen und habe sich mit Hindernisläufen in Form gebracht. Auch später im Beruf müssen Polizisten einmal jährlich das Deutsche Sportabzeichen oder den Leistungstest bestehen: „Man muss also immer am Ball bleiben.“
Duales Studium mit praktischen Einsätzen als Polizist
Nach einer Einführungswoche in der Dienststelle lernen die Erstsemester an der Fachhochschule in Mülheim erst einmal die Grundlagen. „Das ist aber nicht zu vergleichen mit den Hörsälen an der Uni, sondern ähnelt eher der Situation in der Schule“, erzählt Igor. Der Unterricht finde in einer Art Klassenverband statt. So lerne man die künftigen Kollegen auch privat kennen und es entstünden Freundschaften: „Man erlebt außergewöhnliche Dinge miteinander wie zum Beispiel die Schießübungen im Kurs, das verbindet.“
Auch an der Obduktion von Leichen habe er im Studium teilgenommen. Wie man das verkraftet? „Da gibt es kein Patentrezept, jeder muss seine eigene Methode finden“, sagt Igor. In Rollenspielen werde man aber im Studium auf die Dinge vorbereitet, die Polizisten im Beruf immer wieder erleben: „Es gibt Tage, an denen hilft man einer alten Dame, die gestürzt ist, und ein andermal rückt man zu einem Autounfall aus, bei dem ein Kind gestorben ist.“ Hilfreich sei in solchen Fällen, sich auf die Arbeit zu fokussieren und darauf zu achten, sich nicht von seinen Emotionen überrollen zu lassen. Außerdem finde man bei Kollegen immer ein offenes Ohr und könne sich auch an die Personalabteilung wenden, die viele Tipps zur Bewältigung schwieriger Situationen habe.
Beamtenlaufbahn mit Action?
Allerdings sei die reale Arbeit als Polizist nicht mit einem Fernsehkrimi vergleichbar: „Bei uns explodieren nicht jeden Tag Autos.“ Basis der Einsätze sei ein umfangreiches Regelwerk, das den angehenden Gesetzeshütern an der Hochschule vermittelt werde. Im Fach Eingriffsrecht etwa lerne man die Polizeigesetze mit ihren Befugnissen und Grenzen kennen – zum Beispiel, unter welchen Voraussetzungen ein Polizist einen Verdächtigen gegen dessen Willen mitnehmen dürfe. „Das Unterrichtsfach lag mir aber nicht so, weil es eher theoretisch ist“, räumt Igor ein. Sein Lieblingsfach sei Einsatzlehre gewesen. Hier gehe es um konkrete Aufgaben und das Auftreten als Polizist. Zum Beispiel werde geregelt, welche Abläufe und Tätigkeiten nach einem Unfall durchzuführen seien.
In den praktischen Abschnitten des Studiums wenden die Studierenden ihre Kenntnisse auf der Polizeiwache an. Die Arbeit findet im Schichtdienst statt. „Mir fällt die Frühschicht schwer, wenn man um 5 Uhr morgens anfängt und um 13 Uhr aufhört“, gibt Igor zu. Mit dem Nachtdienst habe er dagegen keine Probleme. Bei einigen Kollegen sei dies jedoch genau umgekehrt: „Aber mit der Zeit gewöhnt man sich an die wechselnden Arbeitszeiten und es macht einem nichts mehr aus.“
Und was sagt die Partnerin dazu? „Meine Freundin ist auch bei der Polizistin, die hat dafür Verständnis“, sagt Igor und lacht. Diese Konstellation sei gar nicht so selten: „Natürlich gibt es bei uns auch Paare mit unterschiedlichen Berufen, aber wenn beide Polizisten, macht es vieles einfacher.“ Insgesamt sei er mit seiner Tätigkeit durch und durch zufrieden: „Polizist zu sein ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt Igor. Ob er den Beruf noch einmal wählen würde? „Natürlich!“
Video ARD alpha Uni: Polizeidienst studieren an Polizeihochschulen
Will man z.B. Kommissar oder Kommissarin bei der Polizei werden, also in den gehobenen Dienst, benötigt man ein Studium an einer Polizeihochschule. Levin ist 21 Jahre alt und studiert seit 2 Jahren im dualen Studiengang “Polizeivollzugsdienst” an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (kurz HSPV) in Dortmund. Das Video ist ein Film des Formats alpha Uni, einem Angebot von ARD alpha.
Bewerbung und Ausbildung bei der Polizei
Du möchtest Polizistin oder Polizist werden? In der Stuzubi Stellenbörse und auf der Stuzubi Studien- und Ausbildungsmesse findest du aktuelle Studien- und Ausbildungsangebote für den Polizeidienst.