Du interessierst dich für kreative Berufe? Dann lohnt sich ein Blick auf die Filmbranche. Hier finden Kreative unzählige Jobs in ganz unterschiedlichen Bereichen. Einer davon ist der Beruf des/der Filmeditor*in, auch bekannt als Cutter*in. Für diesen Job kannst du eine Ausbildung absolvieren, aber auch studieren. Erni Burgmann hat kürzlich ein Studium aus der Fachrichtung an der ifs Internationale Filmschule Köln abgeschlossen.
Ihre kreative Ader hat Erni schon zu ihrer Schulzeit entdeckt: Deutsch Leitungskurs, Berufswunsch Autorin. Inzwischen erzählt sie Geschichten in Bild und Ton. Als Filmeditorin liegt es zum wesentlichen Teil in ihrer Hand, welches Material in Filmen verwendet und was herausgeschnitten wird, wie Filme aufgebaut sind und wie das Gesamtwerk am Ende wirkt. Ein absoluter Traumjob, findet sie. Bis sie ihre Berufung fand, hat es aber eine Zeit lang gedauert.
Geradlinig war gestern: Vom Regenwald über ein Ethnologiestudium zum Film
Gerade beim Film sind die Lebensläufe oft bunt. Auch Ernis Biografie ist nicht geradlinig. „Nach dem Abi war ich bei der Frage, wie es jetzt weitergeht, erstmal am Straucheln“, erinnert sie sich. Mehr Klarheit brachte ihr ein Freiwilligendienst, den sie im Regenwald von Peru absolvierte. Die Zeit im Ausland habe ihre Sicht auf die Dinge verändert, erklärt sie: „Ich wollte die Welt und die Menschen verstehen.“ Deshalb entschied sie sich zunächst für ein geisteswissenschaftliches Studium: Ethnologie. Kleine Späße ihrer Familie über den sprichwörtlichen akademisch gebildeten Taxifahrer nahm sie gelassen, „ich dachte, wenn mich etwas so begeistert, wird es nach dem Studium schon klappen mit einem Job als Autorin oder Journalistin.“
Doch dann kam alles anders. Nach sechs Semestern ging Erni ohne Abschluss von der Uni. Ein Schlüsselmoment sei ein Seminar gewesen, bei dem sie im Team mit anderen ihren ersten Film produzierte: eine Dokumentation über die Rote Khmer, die als Staatspartei Kambodschas das Land von 1974 bis 1979 totalitär regierte – dargestellt mit Knetmännchen. „Ethnologie, Soziologie, da war alles vereint“, schwärmt sie. Nach einem weiteren Filmprojekt in Wien mit dem Schwerpunkt Schnitt sei sie sich sicher gewesen: „Da war dann alles klar, ich wusste, ich hab‘ es gefunden, das ist es.“
Filmediting: Puzzeln im Schnittraum statt Stress am Set
Erni bewarb sich an der ifs in Köln, und zwar für ein Studium im Fachschwerpunkt Editing Bild & Ton des BA Film. Einer der Gründe für ihre Studienwahl sei die Möglichkeit gewesen, sich im Studium von Anfang an auf Filmschnitt spezialisieren zu können, sagt sie: „Ich habe Kommilitonen, die vor allen die Arbeit am Set mögen, aber ich finde das anstrengend.“ Zwar habe sie im Studium in der Tonproduktion „auch viel Setluft geschnuppert“. Denn der Studiengang Editing Bild und Ton beinhaltet auch eine Ausbildung in Sound Design. Ihren persönlichen Schwerpunkt habe sie aber immer im Schneiden von Filmen gesehen.
Das geduldige Sichten und Auswerten des Materials im Schnittraum liege ihr mehr: „Das ist viel Puzzeln und Denkarbeit.“ Als Filmeditorin habe sie weitreichende kreative Spielräume und könne ihre eigenen Ideen ausprobieren. Spannend sei auch der Austausch mit der Regie: „Überhaupt ist Kommunikation beim Film grundsätzlich wichtig.“
Das Aufnahmeverfahren fürs Studium

Ob die Studierenden die Fähigkeiten mitbringen, die sie im Studium brauchen, prüfen Filmschulen mit aufwändigen Aufnahmetests. Auf ihre Bewerbung an der ifs habe sie sich einige Wochen lang vorbereitet, erzählt Erni: „Das war schon sehr herausfordernd.“ Am schwierigsten habe sie das einminütige Selbstporträt gefunden, das alle Bewerber*innen von sich drehen müssen, verrät sie: „Aber als ich dabei dann meine Freundinnen eingespannt habe, hat es sogar Spaß gemacht.“
Weitere Aufgaben seien unter anderem die Analyse eines filmwissenschaftlichen Texts und der Nachweis künstlerischer Arbeiten gewesen. Der Kunstbegriff werde dabei jedoch sehr weit gefasst. Eigereicht habe sie eine Fotocollage, die in ihrem Freiwilligendienst in Peru entstand, einige selbstverfasste Kurzgeschichten und ihren in Wien produzierten Dokumentarfilm. Außerdem ist für eine erfolgreiche Bewerbung ein überzeugendes Motivationsschreiben nötig.
Film studieren – spannend, aber anspruchsvoll
Der Studiengang Editing Bild & Ton an der ifs besteht aus drei Blöcken: Einem Theorieteil mit Seminaren und Vorträgen zu Themen wie Filmwissenschaften und Filmgeschichte, dem Fachunterricht mit Schnittübungen, bei dem die Studierenden die technische Seite des Berufs erlernen und Filmprojekte, in denen die Fähigkeiten trainiert und angewendet werden.
In ihrem Beruf spiele auch Technik eine wichtige Rolle, etwa bei der Nutzung von Software-Tools, erklärt Erni. Besondere technische Begabung sei aber nicht gefordert, versichert sie. Sie selbst habe in diesem Bereich überhaupt keine Vorerfahrungen mitgebracht: „Jetzt fühle ich mich bei dem Thema sowas von fit, und ich fand es gar nicht schwer.“
Insgesamt sei das Studium aber sehr anspruchsvoll und verlange viel Einsatz. Regelmäßig nebenher arbeiten – in ihrem Studiengang sei das eher nicht möglich. Wenn zur Prüfungsphase auch noch ein Fachprojekt gekommen sei, habe sie sich manchmal gedacht „hui, das ist aber ganz schön viel jetzt.“ Auch am Set seien teilweise Arbeitstage von zehn bis elf Stunden üblich.
Doch der Aufwand lohne sich. Eines der Highlights im Studium sei die Projektarbeit gewesen: „Sich im Team auszutauschen, das war toll.“ Begeistert haben Erni auch die Seminare für szenischen Schnitt, bei denen die Studierenden mit Material aus bekannten Filmen arbeiten. Die Filmeditor*innen – oft prominente Köpfe der Branche – seien dort persönlich anwesend: „Da habe ich sehr viel gelernt.“

Wie geht es nach dem Studium weiter und wie schaffen Schüler*innen den Einstieg?
Seit ihrem Abschluss ist Erni als freischaffende Künstlerin in der Filmbranche unterwegs. Ihr Traum: 90-minütige Dokumentarfilme produzieren, die ein echter Publikumserfolg werden. „Leider schauen sich nicht so viele Leute Dokumentarfilme an“, räumt sie ein. Vorstellen könne sie sich aber auch einen festen Job bei einem der großen Fernsehsender, die in Köln ansässig sind, denn „freiberuflich hangelt man sich am Anfang oft von Projekt zu Projekt.“ Eine Festanstellung zu bekommen sei mit ihrem Abschluss jedoch kein Problem. Auch weiter zu studieren ist für Erni eine Option: In der Fachrichtung Filmediting gibt es einen Masterstudiengang.
Welche Tipps sie für Schüler*innen hat, die sich für die Filmbranche interessieren? Wichtig sei neben Kreativität vor allem die Fähigkeit, zu kommunizieren, sagt sie: „Das sollte einem auf jeden Fall Spaß machen.“ Sich im Team auszutauschen, gehöre nicht nur zum Arbeitsalltag am Set und in der Filmproduktion. Auch um später Jobs zu bekommen sei Netzwerken unabdingbar.
Vorteilhaft für eine spätere Bewerbung an einer Filmschule seien außerdem Vorerfahrungen, die Schüler*innen beispielsweise mit kleinen Jobs bei Dreharbeiten sammeln können. Am Set sei „jede helfende Hand erwünscht“, betont Erni. Ebenfalls hilfreich: ein Besuch am Tag der offenen Tür bei Filmschulen oder Filmhochschulen oder auf einer Berufsorientierungsmesse wie der Stuzubi, auf der die ifs mit einem Messestand am Standort Köln vertreten ist.

Berufe von A bis Z
Weitere Berufsbilder aus dem kreativen Bereich findest du in unserer Rubrik Berufe von A bis Z. Mit dabei: Mediengestalter*in, Schauspieler*in und vieles mehr.