Jobs im öffentlichen Dienst sind nicht nur sicher, sondern je nach Einsatzgebiet auch richtig spannend. Hanna H. (21) und Svenja R. (20) absolvieren gerade ein duales Studium beim Zoll in Dresden und haben bei ihren Praxiseinsätzen, beispielsweise bei der Gepäckkontrolle am Flughafen, schon so einiges erlebt. Beide schwärmen von der Vielseitigkeit des Berufs, freuen sich aber auch über die Vorteile einer Beamtenlaufbahn.
Zu den klassischen Traumberufen kleiner Kinder gehört der Job des Zollbeamten oder der Zollbeamtin eigentlich eher nicht. „Als kleines Mädchen wollte ich Lehrerin werden“, verrät Hanna. Auch Svenja hatte ursprünglich andere Pläne. Ihr Berufswunsch als Schülerin sei erst einmal Fotografin gewesen. „Aber ich hatte Bedenken, ob das mit den neuen Entwicklungen in der KI auch weiterhin noch in dem Umfang gebraucht wird“, sagt sie. Die Wende brachte für beide der Besuch einer Berufsorientierungsmesse. Am Messestand des Hauptzollamts Dresden lernten sie die Möglichkeiten des dualen Studiums bei der Behörde kennen. Was sie überzeugt habe: einerseits die Sicherheit, und andererseits die Vielfalt und der Abwechslungsreichtum des Berufs.
Einstellungstest beim Zoll
Um beim Zoll studieren zu können, müssen die Bewerber*innen allerdings einen Einstellungstest bestehen. Dieser beinhalte Mathematik, Sprache und Allgemeinbildung, sagt Hanna: „Mehr darf ich nicht verraten.“ Vorbereitet haben sich die Studentinnen, indem sie sich auf der Internetseite des Zolls intensiv über die Aufgaben und die Struktur der Behörde informierten. Außerdem habe es ein Rollenspiel gegeben und die Bewerber*innen mussten einen kurzen Vortrag ausarbeiten und präsentieren. Ebenfalls Teil des Einstellungstests: ein Vorstellungsgespräch. „Für mich war es das erste Bewerbungsgespräch in meinem Leben, und ich war ziemlich aufgeregt“, gibt Svenja zu. Doch die Personalverantwortlichen seien sehr verständnisvoll gewesen: „Sie haben versucht mich zu beruhigen und mir die Angst zu nehmen.“
Das duale Studium selbst ist unterteilt in Theorie- und Praxisblöcke. Die Studierenden sind von Anfang an Beamte auf Widerruf und bekommen ein Gehalt. Anders als an der Uni hat das duale Studium eine feste Struktur mit einem Stundenplan. „Auch das gibt zusätzliche Sicherheit“, sagt Hanna. Vorgesehen ist sowohl im Theorie- als auch im Praxisteil eine 41-Stundenwoche, wobei die Zeiten jeweils variieren können.
Die ersten beiden Semester absolvieren die Studierenden an der Hochschule in Münster. Viele Lehrveranstaltungen sind aus dem juristischen Bereich, etwa Staats- und Europarecht, Straf- und Ordnungswidrigkeitsrecht, Verwaltungsrecht und natürlich Zollrecht. Aber auch BWL und VWL inklusive Buchführung sowie Verwaltungspsychologie gehören zu den Studieninhalten. Das Studium sei zwar anspruchsvoll, sagt Svenja: „Man braucht Disziplin und eignet sich in kurzer Zeit viel Wissen an, man muss wirklich dranbleiben.“ Allerdings gebe es auch viel Unterstützung und man werde Schritt für Schritt an die neue Materie herangeführt. Auch der Praxisbezug erleichtere das Lernen: „Was wir wissen, wenden wir auch an.“
Kurioses am Leipziger Flughafen: Bienen im Koffer
Umsetzen konnten Hanna und Svenja ihr neues Know-how aus dem Studium beispielsweise bei ihrem Praxiseinsatz am Leipziger Flughafen. Zu den klassischen Aufgaben der Zollbeamten zählen Gepäckkontrollen. Und in den Koffern entdeckten die beiden Studentinnen so manche Kuriosität. „Einmal hatte jemand lebende Bienen dabei“, berichtet Hanna. Einer ihrer interessantesten Funde sei ein goldener Alligatorkopf gewesen, sagt Svenja.
Gearbeitet wird am Flughafen im Schichtdienst. Gerade die Nachtschichten seien ihr anfangs schwergefallen, räumt Svenja ein: „Aber man kommt rein.“ Hanna hingegen hatte mit den wechselnden Arbeitszeiten rund um die Uhr keine Probleme. Überrascht habe sie aber, was Zollbeamte neben den Frachtkontrollen sonst noch alles zu tun haben – etwa Zollmeldungen annehmen, auch digital. „Es ist schon viel Verwaltung mit dabei, aber mir macht das Spaß“, sagt sie.

Einsatzgebiete beim Zoll: Gepäckkontrollen, Schwarzarbeit, Steuern und mehr
Eingesetzt werden Zollbeamte und -beamtinnen auch in vielen anderen Bereichen. Noch haben Hanna und Svenja nicht alle kennengelernt – ihr Praxisteil im Bereich Schwarzarbeit steht den beiden beispielsweise noch bevor. Gearbeitet haben sie aber schon im sogenannten „Sachgebiet B“, in dem es um Steuern geht. Hier haben sie unter anderem Steuerentlastungsanträge von Unternehmen auf ihre Richtigkeit überprüft und rechtliche Gehöre geschrieben. „Das sind Stellungnahmen der Behörde, wenn jemand Widerspruch gegen einen rechtlichen Bescheid einlegt“, erklären sie. Hanna hat Steueranmeldungen von Kaffeeröstereien aus ganz Dresden geprüft, Zahlungen registriert und Fristen überwacht.
Wo sie nach ihrem Abschluss einmal arbeiten wollen, möchten sich Svenja und Hanna noch offenlassen. Doch beide können sich sowohl eine Tätigkeit beim Flughafen als auch im Bereich Steuern vorstellen. Ihr Tipp für Schüler*innen, die sich für den Zoll interessieren: sich möglichst viele Infos im Vorfeld einholen. Wichtig sei außerdem ein Interesse an rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Themen, Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein, sagt Svenja: „Und es ist viel Verwaltung dabei.“ Wer sich dafür begeistern könne, habe beim Zoll eine tolle Zukunft.
Dual studieren: Studiengänge im öffentlichen Dienst auf der Berufswahlmesse Stuzubi
Auf der Studien- und Ausbildungsmesse Stuzubi kannst du dich über Ausbildungen und duale Studiengänge im öffentlichen Dienst informieren. Termine und Gratis-Tickets