Fachkräftemangel: Risiken und Maßnahmen

Fachkräftemangel: Aushang eines Schilds mit der Aufschrift Fachkräfte gesucht am Fenster eines Betriebs in einer Stadt

Die Konjunktur schwächelt, die Arbeitslosigkeit steigt – und dennoch rangiert der Fachkräftemangel aktuellen Umfragen zufolge weiterhin unter den Top Ten der größten Geschäftsrisiken. Doch wie dramatisch ist die Situation tatsächlich? Und wie bereiten sich Unternehmen vor? Ein Überblick.

Table of Contents

    Wie viele Arbeitskräfte fehlen wirklich?

    Noch vor wenigen Jahren galt der Fachkräftemangel als eines der Hauptrisiken für die Geschäftsentwicklung von Unternehmen. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Konjunkturschwäche und steigenden Arbeitslosenzahlen ist es um das Thema ruhiger geworden. Im Allianz Risk Barometer 2025 rutschte der Punkt „Mangel an qualifizierten Arbeitskräften“ in der Befragung zu den größten Geschäftsrisiken in Deutschland von Platz vier im Jahr 2024 in 2025 auf Platz acht.

    Gefahr gebannt? Keineswegs. Zwar rückt das Problem angesichts neuer Bedrohungen wie beispielsweise vermehrten Cyberattacken aus dem Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Doch nach Prognosen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlen bereits bis 2028 rund 768.000 Fachkräfte. Bis 2035 soll nach Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung die Zahl der Erwerbsfähigen in Deutschland um mindestens 1,5 Millionen Menschen sinken – mit gravierenden Folgen für die Wirtschaft.

    Wachstumsbremse: die Folgen des Fachkräftemangels

    Fehlt es an ausgebildeten Fachkräften, hat das enorme betriebswirtschaftliche Konsequenzen. Laut einer Umfrage des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung unter Arbeitnehmervertreter*innen gaben 60 Prozent der Befragten schon jetzt an, unternehmerische Ziele seien aufgrund von Personalengpässen nicht erreicht worden. Im öffentlichen Dienst waren es sogar 67 Prozent.

    Auch bereits erteilte Aufträge können teilweise mangels ausreichender personeller Besetzung nicht realisiert werden, berichteten 47 Prozent der befragten Personalräte und 36 Prozent der Betriebsräte. Hinzu kommt die steigende Arbeitsbelastung für die Belegschaft. Zu wenig Personal bedeutet Mehraufwand für die vorhandenen Mitarbeiter*innen, was häufig mit Überstunden und stetigem Druck einhergeht. Die Arbeitszufriedenheit der Einzelnen sinkt, die Fluktuation steigt. Je länger Stellen nicht besetzt werden können, desto schwieriger wird es, die verbleibenden Fachkräfte zu halten. Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.

    Was sind die Ursachen des Fachkräftemangels?

    Zurückzuführen ist der Fachkräftemangel vor allem auf den demografischen Wandel. Die Boomer-Generation der geburtenstarken Jahrgänge von Mitte der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre geht nach und nach in den Ruhestand und hinterlässt eine Lücke, die durch die geburtenschwachen Jahrgänge der Gen Z und Gen Alpha nicht ersetzt werden kann.
    Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Die fehlende oder unpassende Qualifizierung der zur Verfügung stehenden Kräfte. Denn Arbeitnehmer*innen ohne Ausbildungsabschluss stehen laut einer Studie des IW in ausreichender Anzahl zur Verfügung. Hier scheitert die Besetzung vor allem an mangelnder Mobilität der potenziellen Bewerber*innen.

    Aufgrund des anhaltenden Trends unter Schüler*innen, das Abitur zu erwerben und zu studieren, können dagegen Stellenausschreibungen für Bewerber*innen mit Hochschulabschluss aktuell vergleichsweise schnell besetzt werden. Am schwierigsten sind laut dem DIHK Fachkräftereport 2024/2025 derzeit geeignete Fachkräfte mit beruflichem Abschluss zu finden – insgesamt 56 Prozent der befragten Unternehmen gaben hier an, Probleme bei der Stellenbesetzung zu haben.

    Welche Branchen sind besonders von Fachkräftemangel betroffen?

    Über Personalengpässe klagen dem DIKIHK Fachkräftereport zufolge vor allem Dienstleister aus dem Sozial- und Gesundheitswesen. Schwierig ist die Situation auch in der Rechts- und Steuerberatung, der Wirtschaftsprüfung und im Kreditgewerbe sowie im Bereich Verkehr und Logistik. In der Bauwirtschaft ist die Lage besonders im Tiefbau angespannt.
    Allerdings ist der Fachkräftemangel in vielen Branchen weniger drastisch als noch vor einem Jahr. In der Industrie gaben im Vergleich zum Vorjahr elf Prozent weniger Unternehmen an, Probleme bei der Stellenbesetzung zu haben. Grund dafür ist jedoch die schleppende Konjunktur, die zu weniger Personalbedarf führt. Sobald die Wirtschaft wieder anspringt, wird erneut mit steigenden Personalproblemen zu rechnen sein.

    Anders sieht es im Gesundheits- und Sozialwesen aus. Hier ist die Zahl der Betriebe, die von Besetzungsproblemen berichteten, im Vergleich zu 2024 um fünf Prozentpunkte zurückgegangen. Der Personalbedarf hat sich in diesem konjunkturunabhängigen Segment indes nicht verändert. Stattdessen ist es offenbar gelungen, mehr Mitarbeiter*innen für die entsprechenden Berufe zu gewinnen.

    Wie Unternehmen sich auf den Fachkräftemangel vorbereiten

    Zu den wichtigsten Maßnahmen, um sich vor dem Fachkräftemangel zu schützen und gut gerüstet in die Zukunft zu gehen, geben Unternehmen die Ausbildung im eigenen Betrieb an. Im Fachkräftemigrationsmonitor 2024 der Bertelsmann Stiftung rangiert das Angebot von Ausbildungsplätzen sogar auf Platz eins der Maßnahmen gegen künftige Personalengpässe. Im Fachkräftereport der DIHK belegt die Forderung nach einer Stärkung der Beruflichen Bildung Platz zwei in der Rangliste politischer Forderungen.

    Das Problem: Trotz vorhandener Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen können Ausbildungsstellen oft nicht besetzt werden. Laut DIHK fanden im Ausbildungsjahr 2024/25 fast die Hälfte aller Betriebe keine geeigneten Azubis, rund 35 Prozent erhielten für ihre Ausbildungsangebote keine einzige Bewerbung. Um dem Fachkräftemangel wirksam vorzubeugen, sind daher Strategien, mit denen Jugendliche gewonnen und von den Vorteilen einer Berufsausbildung überzeugt werden können, von zentraler Bedeutung.

    Recruiting Gen Z: Azubis von heute sind die Fachkräfte von morgen

    Jugendliche für eine duale Berufsausbildung zu begeistern, ist aktuell für viele Betriebe eine Herausforderung. Einer der Gründe dafür ist die hohe Abiturientenquote. Seit 2010 hatten durchgängig etwa die Hälfte der Schulabgänger*innen Abitur oder Fachabitur. Viele von ihnen wollen studieren und stehen daher für eine berufliche Ausbildung nicht zur Verfügung.
    Auf diesen Trend aufspringen und die Jugendlichen gleichzeitig für eine betriebliche Ausbildung motivieren können Unternehmen beispielsweise, indem sie verstärkt duale Studiengänge anbieten. Hier werden akademische Ausbildung und praktische Anwendung in der Arbeitswelt von Anfang an miteinander verknüpft. Doch duale Studienplätze sind kostenintensiv und gerade für kleinere Betriebe oft kaum realisierbar.

    Eine weitere Alternative, um Abiturient*innen für Ausbildungsstellen zu begeistern, sind berufliche Weiterbildungen wie etwa der Bachelor Professional, der gleichwertig zum Hochschulabschluss ist. Vielen Schüler*innen sind diese Möglichkeiten noch nicht in ausreichendem Umfang bekannt. Das Bundesministerium für Bildung, Familie, Frauen, Jugend und Senioren stellt die neuen Abschlüsse deshalb aktuell im Rahmen ihrer Kampagne Die Duale vor und klärt Schüler*innen über die Karriereperspektiven auf, die ihnen eine duale Berufsausbildung bietet – unter anderem durch eine Präsenz an zahlreichen Standorten der Berufsorientierungsmesse Stuzubi.

    Auch immer mehr Unternehmen nutzen die Studien- und Ausbildungsmesse Stuzubi dazu, um Jugendlichen ihre Ausbildungsangebote vorzustellen. Denn über klassische Stellenanzeigen oder Job-Portale ist die Gen Z oft nicht erreichbar. Um dem Fachkräftemangel vorzubeugen, ist die Rekrutierung von Azubis unverzichtbar. Angebote wie Stuzubi, die einen Kontakt zur Zielgruppe der Schüler*innen herstellen, sind daher ein wichtiger Baustein im Maßnahmenkatalog der Fachkräftesicherung für die Arbeitswelt von morgen.

    Suche

    Stuzubi hilft dir, deinen beruflichen Traum zu finden.

    Lerne Berufe näher kennen - mit Infos zu den Bewerbungsvoraussetzungen, Tätigkeiten, Gehaltsaussichten und vieles mehr!

    In der Stuzubi Studienplatz- und Stellenbörse findest du interessante Praktika- und Traineestellen, Studiengänge und Ausbildungsplätze

    Das könnte dich auch interessieren:

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    Melde dich jetzt gleich für unseren Newsletter an und bleibe immer top informiert!