Um im Gesundheitswesen zu arbeiten, ist nicht unbedingt ein Studium der Humanmedizin nötig – ein Studium aus den Gesundheitswissenschaften bieten eine interessante Alternative. In Kliniken, Alten- und Pflegeheimen, Behörden wie den Gesundheitsämtern oder auch in Sport- und Fitnesseinrichtungen gibt es eine ganze Reihe anspruchsvoller Jobs. Die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) hat sich auf diesen Bereich spezialisiert. Maike Zinke hat an der Hochschule während der Corona-Pandemie ihre Masterarbeit über Stressbewältigung in der Pflege geschrieben und dabei tiefe Einblicke bekommen in eine Branche, die Studien zufolge in Zukunft die meisten Arbeitsplätze stellen wird.
Nicht erst seit Corona ist klar: Für eine funktionierende Gesundheitsversorgung sind Fachkräfte in der Pflege genauso wichtig wie Ärzte. Trotzdem entscheiden sich nur wenige Jugendliche für einen Beruf im Gesundheitswesen. Woran das liegt? „Viele lassen sich vielleicht abschrecken von dem Bild, das die Medien von Gesundheits- und Pflegeberufen vermitteln“, sagt Maike.
Doch Prognosen zufolge bieten eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Gesundheit und Soziales in den kommenden Jahren die besten Berufsaussichten. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung werden 2040 mehr Fachkräfte in sozialen und Gesundheitsberufen arbeiten als im MINT-Bereich, die Branche wird voraussichtlich zum größten Arbeitgeber Deutschlands.
Ausbildung oder Studium?
Als Maike ihre Berufswahl getroffen hat, war von diesen Entwicklungen noch nichts bekannt. Trotzdem wusste sie schon als Schülerin, dass sie im Gesundheitswesen arbeiten will. „Ursprünglich war mein Plan, Physiotherapeutin zu werden“, erzählt sie. Wegen ihrer guten Abinoten entschied sie sich dann aber doch für ein Studium – und schrieb sich an einer Uni für den Bachelorstudiengang Public Health/Gesundheitswissenschaften ein. Was sie an der Gesundheitsbranche gereizt hat? „Ich mag Menschen und kann mich gut in sie hineinversetzen“, erklärt Maike. Auf Basis dieses Mitgefühls etwas zu verändern und zu verbessern – das sei ihr Ziel.
Direkt mit Patienten gearbeitet hat sie aber nie. Stattdessen analysiert sie seit ihrem Bachelorabschluss in Gesundheitswissenschaften Systeme, untersucht Arbeitsbedingungen und schult Fachkräfte – als Assistentin der Geschäftsleitung einer Reha-Klinik, als Qualitätsbeauftragte für einen ambulanten Pflegedienst, in der Verwaltung einer Behinderteneinrichtung und in einem Wohlfahrtsverband, wo sie zum Beispiel für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Ob Gesundheitswissenschaften ein Studium für Schreibtischtäter ist? „Nee“, versichert Maike. „Man hat viel zu tun mit Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten. Davon profitieren auch die Patienten, und das gibt einem viel.“
Studieren an der DHfPG
Aktuell verbringt Maike wieder etwas mehr Zeit an ihrem Schreibtisch. Der Grund: Sie studiert an der DHfPG „Prävention und Gesundheitsmanagement“, einen Masterstudiengang aus dem Bereich Gesundheitswissenschaften. „Eigentlich ist es nicht dumm, den Master gleich an den Bachelor dranzuhängen“, räumt sie ein. Bei ihr habe es sich aber anders ergeben. Für die DHfPG habe sie sich wegen des besonderen Studienmodells entschieden: „Das ist wirklich einzigartig.“
Der Unterricht findet im Masterstudium monatlich in zwei- bis viertägigen Blöcken an der Hochschule statt, die bundesweit neun Studienzentren hat, unter anderem auch in München. Im dualen Bachelorstudium der DHfPG werden Fernstudium und kompakte Präsenzphasen noch durch eine betriebliche Ausbildung ergänzt.
Gelernt und angewendet werden die Studieninhalte auch im Selbststudium. „Man ist daheim, aber nie alleingelassen“, sagt Maike. Zwischen den Präsenzphasen schreiben die Studierenden Hausarbeiten, zum Beispiel über Themen wie Stressbelastung am Arbeitsplatz oder strategische Unternehmensführung.
Viele von Maikes Kommilitonen kommen aus dem Sport- und Fitnessbereich oder der Ernährungsberatung. „Mit meinem Hintergrund bin ich hier ein bisschen ein Exot“, sagt sie und lacht. Jedoch habe sich herausgestellt, dass die unterschiedlichen Vorkenntnisse sich gut ergänzen: „Das Gesundheitswesen ist eher behäbig, Sport und Fitness ist jung und dynamisch. Das befruchtet sich gegenseitig.“
Neue Konzepte für Pflegeberufe
Gut gebrauchen kann sie diesen Schwung auch für ihre Masterarbeit über Stressbewältigung in der Pflege. Was sie während der Abschlussarbeit für ihr Studium herausgefunden hat: Die Pflegebranche befindet sich in einem Umbruch. „Bisher waren die Strukturen da sehr verstaubt und hierarchisch. Gerade junge Pflegekräfte wünschen sich mehr Mitspracherechte“, hat Maike in ihren Forschungen festgestellt.
Nun entwickelt sie Konzepte, um den Beruf für den Nachwuchs attraktiver zu machen. In ambulanten Pflegediensten gebe es dazu bislang noch kaum Ansätze. Jedoch seien die Leitungen offen für Veränderungen wie zum Beispiel die Idee, dass Mitarbeiter ihre Touren zu den Patienten selbst planen oder in teaminternen Fortbildungen ihr Fachwissen an die Kollegen weitergeben.
Jugendlichen, die sich fürs Gesundheitswesen interessieren, rät Maike, sich nicht abschrecken zu lassen. Der Fachkräftemangel führe dazu, dass die Arbeitsbedingungen laufend verbessert würden. Nicht nur ein Studium im Bereich Gesundheitswissenschaften, sondern auch eine Ausbildung in der Pflege bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten, angefangen bei der Arbeit mit den Patienten über organisatorische Tätigkeiten bis zur Führungsposition: „Am besten, man sucht sich seine Nische und verfolgt das dann.“