Videospiele in der Schule – ein No Go? An der School for Games (s4g) nicht. Mit ihren drei Ausbildungen „Game Development“, „Game Graphics“ und „Game Engineering“ bereitet die Schule ihre Absolvent*innen auf Jobs in der Games-Branche vor.

Die meisten Eltern und Lehrkräfte finden: Computerspiele gehören in die Freizeit. Auch Naimas Eltern haben das geglaubt. „Es hat lange gedauert, bis sie verstanden haben, dass es in der Games-Branche ganz realistische Berufe gibt“, sagt die 23-Jährige. Sie absolviert eine Ausbildung für Game Graphics an der School for Games in Berlin.

Ihre Begeisterung fürs Zocken hat sie von ihrem Vater. „Als Kind habe ich ihm immer beim Spielen zugeschaut“, erzählt sie. Mit etwa 16 Jahren habe sie sich dann die Frage gestellt, wie Videospiele überhaupt entstehen, und über eine Internet-Recherche festgestellt: Der Bereich Gaming ist eine große Branche mit vielen interessanten Jobs.

Jobs in der Games-Branche im Grafik Bereich © School for Games
Julian hat in seiner Ausbildung eine Figur entwickelt, die Feuerbälle abwerfen kann.

Julian wollte dagegen schon seit der Grundschule Spieleentwickler werden – und ist bis heute bei seinem Berufswunsch geblieben. „Meine Eltern hatten also genug Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen“, sagt er und lacht. An der School for Games nimmt der 20-Jährige an der Ausbildung Game Development teil. Dabei lernt er, den Aufbau und Ablauf der Spiele zu konzipieren. „Ich überlege mir, was die einzelnen Figuren können müssen“, erklärt er. Im vergangenen Semester habe er zum Beispiel an einem Shooter gearbeitet, in dem der Spieler Feuerbälle um seine Hand fließen lassen und abwerfen könne.

Für das Aussehen der Charaktere ist Naima zuständig. Sie arbeite dabei oft mit Vorgaben, die gemeinsam im Team erstellt worden seien, berichtet sie: „Wenn eine Richtung schon festgelegt ist, erleichtert das die Sache für mich, ich weiß dann, wie ich vorgehen muss.“ Die Zeichnungen fertige sie meistens am Computer an, „ich zeichne aber auch noch viel von Hand, damit ich in Übung bleibe.“

Jobs in der Games-Branche im Grafik Bereich © School for Games / Naima Baskaraca
Ihre Entwürfe zeichnet Naima zum Teil noch per Hand.

Der 25-jährige Justin kümmert sich darum, dass aus den Ideen von Entwicklern wie Julian und Künstler*innen wie Naima ein Videospiel wird. Seine Ausbildung heißt Game Engineering. Der Schwerpunkt: Programmierung. Anfangs habe er wie Julian Game Development gemacht, berichtet Justin: „Im Lauf der Learnings habe ich dann aber gemerkt, dass mir Programmieren doch mehr liegt.“ Ein weiterer Vorteil der Fachrichtung seien die breiteren Einsatzmöglichkeiten. Mit seiner Qualifikation könne er später in ganz verschiedenen Bereichen arbeiten und zum Beispiel auch Apps entwickeln, sagt er.

Die besten Jobs für Programmierer

Felix Wittkopf, Ausbildungsberater der School for Games, bestätigt das: „Beim Engineering sind die Jobaussichten am besten und man verdient später auch am meisten. Der Bedarf an fähigen Programmierern übersteigt deutlich die Zahl unserer Absolventen. Hier macht sich der Fachkräftemangel noch stärker bemerkbar.“ An seiner Schule gebe es aber mehr Interessenten für die anderen beiden Fachrichtungen.

Im ersten Semester werden die Schüler*innen noch gemeinsam unterrichtet: „Da vermitteln wir das Basiswissen.“ In der Games-Branche komme es aber weniger auf konkrete Kenntnisse an, sondern mehr auf die Fähigkeit, für komplexe Aufgaben selbstständig Lösungen zu finden, erklärt Lars Kokemohr, Fachbereichsleiter für Game Engineering: „Bei uns gibt es ständig neue Themen, es geht darum, laufend Input aufnehmen zu können.“ Wichtig sei dabei auch das richtige Maß an Pragmatismus und Perfektionismus: „Man bewegt sich immer im Spannungsfeld zwischen der besten und der schnellsten Lösung.“

Und wie kannst du feststellen, ob du die nötigen Voraussetzungen für die Games-Branche mitbringst? Fürs Programmieren sei natürlich logisches Denkvermögen wichtig, räumt Kokemohr ein: „Aber Mathe allein ist es nicht, das wird überbewertet.“ Weil in der Games-Branche eigentlich immer in interdisziplinären Teams gearbeitet werde, seien sprachliche Fähigkeiten mindestens genauso gefragt: „Man muss das, was man entwickelt, erklären können, sonst können die anderen nicht damit arbeiten.“

Schnupperkurs in der Games-Branche

Wittkopf empfiehlt außerdem, vor einer Bewerbung an der School for Games einen Schnupperkurs an der Schule zu absolvieren: „Das ist die beste Methode, sich selbst auszuprobieren. Wenn die Augen danach immer noch leuchten, könnte ein Job in der Games-Branche schon das richtige sein.“ In der Probewoche können Interessent*innen alle drei Ausbildungen ausprobieren, die Dozenten kennenlernen, und sich über die Berufsaussichten informieren.

Mitbedenken müsse man aber auch die finanziellen Aspekte, räumt Wittkopf ein. Für den Besuch der staatlich anerkannten Schule können die Schüler*innen Schüler-BAföG beantragen, das nicht zurückgezahlt werden muss, und einen KfW-Kredit bekommen. Die Förderung reiche aus, um die Schulgebühren zu bezahlen, sagt Wittkopf. Zusätzlich falle noch der Lebensunterhalt an: „Manche unserer Schüler tun sich leicht mit der Ausbildung und arbeiten nebenher, das schafft aber nicht jeder.“

Die Investition in die Ausbildung lohnt sich allerdings. „Mindestens 70 Prozent unserer Absolventen arbeiten gleich nach dem Abschluss in Jobs in der Games-Branche“, sagt Wittkopf. Oft helfen beim Berufseinstieg auch die Dozenten, die alle in der Games-Industrie tätig sind und mindestens drei Jahre Berufserfahrung mitbringen. Kokemohr war zum Beispiel beim Games-Studio Bigpoint und hat an Drakensang Online mitprogrammiert, einem Meilenstein der browserbasierten Online-Spiele.

Vom Schüler zum Dozenten

Davide Leonardi, Dozent für Game-Development, hat Fiesta Online mitentwickelt, ein zu seiner Zeit sehr beliebtes deutsches Spiel im MMO-Segment (massively multiplayer online). Auch er hat vor seinem Berufsstart in der Spieleindustrie eine Ausbildung an der School for Games absolviert. Es gehöre zum Konzept der Schule, erfolgreiche Spieleentwickler nach einigen Jahren in der Praxis als Dozenten zurückzuholen, sagt Wittkopf: „Das motiviert die Schüler, wenn sie sehen, dass ihr Dozent auch bei uns ausgebildet wurde.“

Ob auch Naima, Julian und Justin später einmal als Ausbilder*innen an die School for Games zurückkehren ist noch offen. Aktuell plant Naima, nach dem Abschluss in einem Unternehmen aus der Spieleindustrie an Konzepten für Charaktere mitzuarbeiten. Aber auch Jobs als UX-Artist oder 3D-Artist findet sie interessant: „Dafür bin ich auch ausgebildet.“ Julian möchte später bei einem großen Games-Hersteller im Bereich Mechanik arbeiten, „am liebsten in einem interdisziplinären Team“. Justin kann sich vorstellen, nach ein paar Jahren Berufserfahrung einmal ein Unternehmen zu gründen: „Eine eigene Firma, das wäre mein Traum.“

Welche Pläne die drei am Ende tatsächlich verwirklichen werden, bleibt abzuwarten – die Basis für ihre Ziele bietet ihnen ihre Ausbildung auf jeden Fall. Kennenlernen kannst du die in Berlin und Hamburg ansässige School for Games auf der Studien- und Ausbildungsmesse Stuzubi in Berlin und Hamburg.

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