Lehre mit Abitur – Dortmunder Stadtwerke

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Diana und Jonas berichten von ihrer Ausbildung

Nicht jeder hat Lust, nach dem Abi an der Uni weiter zu büffeln. Doch an Gymnasien kommt das Thema Ausbildung als Alternative zum Studium oft zu kurz. Diana Cizova hat sich dennoch für diesen Weg entschieden. Die 19-Jährige macht eine Lehre zur Industriekauffrau bei den Dortmunder Stadtwerken (DSW21). Jonas Breimann (24), der bei dem Unternehmen eine Ausbildung zum Mechatroniker absolviert, hat sogar schon einen Bachelor in der Tasche. Welche Karrierechancen Azubis mit Abi haben, war den beiden anfangs gar nicht klar.

Im vergangenen Jahr ging es Diana wie vielen Gymnasiasten, die kurz vor ihrem Schulabschluss stehen. „Ich wusste einfach nicht, was ich studieren sollte“, erinnert sie sich. Worüber sich die junge Frau aus Herdecke zu diesem Zeitpunkt noch nicht so richtig bewusst war: Um erfolgreich in den Beruf zu starten, muss man überhaupt nicht studieren – denn das geht ebenso gut mit einer Ausbildung. Dieser Bereich sei an ihrer Schule im Unterricht aber gar nicht behandelt worden, sagt sie: „Das ist, finde ich, wirklich ein Systemfehler.“

Bewerbung mit Perspektivwechsel

Sie bewarb sich bei DSW21 auf einen Ausbildungsplatz zur Industriekauffrau und wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Der Termin habe sechs Stunden gedauert und gemeinsam mit den Ausbildern und vier weiteren Bewerbern stattgefunden, berichtet sie. Neben Einzelgesprächen mit den jeweiligen Kandidaten habe es auch Gruppenaufgaben gegeben, bei denen das Arbeitsverhalten im Team beobachtet worden sei. „Ich habe mich aber die ganze Zeit über total wohl gefühlt“, sagt Diana. Nach ihrem zweiten Vorstellungsgespräch bei einer anderen Firma sei ihre Entscheidung gefallen: „Da wusste ich dann, ich will auf jeden Fall zu den Stadtwerken.“

Inzwischen ist Diana im ersten Lehrjahr und sichtet gerade selbst die Bewerbungen, die Schüler an ihren Betrieb schicken. Zu ihrer Ausbildung gehört nämlich auch die Mitarbeit in der Abteilung Personalentwicklung und Konzeption. „Ich durfte sehr schnell auch verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen“, freut sich die Auszubildende. Derzeit sei sie unter anderem an der ersten Vorauswahl der Bewerber beteiligt und lade die geeigneten Kandidaten zu einem Online-Test ein.

Um die erste Hürde des Einstellungsverfahrens zu meistern, sei zum Beispiel die Vollständigkeit der Unterlagen ausschlaggebend: „Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse müssen dabei sein.“ Wichtig sei außerdem, sich im Vorfeld über das Unternehmen zu informieren und die Bewerbung auf den jeweiligen Ausbildungsplatz und den Betrieb zu spezifizieren. „Wenn jemand einfach nur Texte reinkopiert, merken wir das“, sagt Diana. Allerdings weiß sie aus eigener Erfahrung, dass die Erstellung einer guten Bewerbung für Schüler nicht so einfach ist. „An der Schule, vor allem am Gymnasium, wird man darauf leider kaum vorbereitet. Ich musste mir das auch alles selbst aneignen“, erzählt sie.

Ausbildung mit Abwechslung

Nun neigt sich Dianas Zeit in der Personalabteilung jedoch dem Ende zu, und schon bald wird sie in einen anderen Bereich des Unternehmens wechseln. Industriekaufleute durchlaufen nämlich während ihrer Ausbildung in der Regel viele Abteilungen ihrer Firma. Diese Vielseitigkeit sei mit ein Grund für ihre Berufswahl gewesen, erklärt die Auszubildende. Jedoch sei sie schon nach wenigen Wochen überrascht gewesen, wie abwechslungsreich die Tätigkeit tatsächlich sei. „Ich wollte bei der Arbeit etwas erleben, aber dass es so spannend ist, hätte ich nicht gedacht, das ist wirklich Wahnsinn“, schwärmt sie.

Interessant seien auch die regelmäßigen Außentermine: „Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst, den ganzen Tag im Büro zu sitzen. Aber wenn jemand irgendwo hin muss, wird oft gefragt, ob auch die Auszubildende mit will“, sagt Diana und lacht. Auf diese Weise kommen die Auszubildenden zum Beispiel zum Dortmunder Flughafen oder sind zum Teil auch bei Geschäftsverhandlungen dabei.

Gelegenheiten, aus dem Büro hinaus zu kommen, bietet außerdem die Juniorenfirma von DSW21, in der die Auszubildenden eigene Projekte durchführen. Dazu zählen unter anderem soziale Aktionen wie etwa das Sammeln von Spenden für bedürftige Kinder, aber auch das Überprüfen der Haltestellen von Bus und Bahn. Hier seien sie und ihre Kollegen in ganz Dortmund unterwegs, so Diana. Die Juniorenfirma funktioniert wie ein echtes Unternehmen. Es gibt einen Vorstand und viele weitere Positionen, die in einem Betrieb relevant sind. Besetzt werden die fiktiven Stellen mit Azubis, die für ihre Firma eigene Entscheidungen treffen. Die Ergebnisse werden dem Ausbildungsbetrieb präsentiert.

Schule mit Praxisbezug

Wie bei jeder kaufmännischen Ausbildung hat Diana als künftige Industriekauffrau aber auch mit Zahlen zu tun. Bei Fächern wie Rechnungswesen spielt auch Mathematik eine Rolle. „Aber es ist machbar, und alles ist im Alltäglichen anwendbar“, versichert Diana. Den theoretischen Hintergrund ihrer praktischen Arbeit lernt sie an der Berufsschule. Der Unterricht findet jeweils im Block statt, so dass sich Phasen im Betrieb und an der Schule abwechseln.

„Das mit dem Blockunterricht finde ich sehr gut“, sagt Diana. Entgegen komme ihr auch die Gleitzeitregelung in ihrem Betrieb, die es den Angestellten ermöglicht, innerhalb eines gewissen Rahmens selbst zu bestimmen, wann sie morgens in die Firma kommen und abends nach Hause gehen. Die Arbeitstage von jeweils achteinhalb Stunden inklusive einer halbstündigen Pause könnten im Zeitfenster von 6.30 Uhr bis 18.30 Uhr abgeleistet werden, erklärt Diana: „Ich fange gerne um 7 Uhr morgens an und mache dann früher Feierabend, so dass ich noch viel vom Tag habe.“

Ab ins Ausland

Unterstützt würden die Azubis auch bei der Prüfungsvorbereitung. In den Wochen vor dem Abschluss werde während der Arbeitszeit gemeinsam gelernt. In anderen Firmen müssten sich die Azubis Urlaub nehmen, um zu lernen. „Hier kümmern sich die Ausbilder wirklich sehr um uns und sind daran interessiert, dass wir die Prüfung schaffen“, lobt Diana.

Obwohl DSW21 als kommunaler Betrieb ein lokales Unternehmen ist, können sich die Auszubildenden außerdem bei einem Auslandspraktikum den Wind der großen, weiten Welt um die Nase wehen lassen. Wer engagiert sei, erhalte das Angebot, drei Wochen in Spanien, Finnland oder der Türkei zu arbeiten, berichtet Diana: „Wir müssen uns aber selbst um einen Praktikumsplatz kümmern und auch eigenständig bewerben.“ Jedoch sei auch die Option eines Auslandsaufenthalts ein Grund gewesen, sich für ihren jetzigen Arbeitgeber zu entscheiden.

Pläne für ihre berufliche Zukunft nach dem Abschluss hat Diana aber noch nicht. Über ihre Ausbildung wolle sie nun erst einmal ihre persönlichen Stärken und Schwächen kennenlernen und sich dann auf eine bestimmte Richtung festlegen, erklärt sie. Gut vorstellen könne sie sich aber, nun letztlich doch noch zu studieren. Denkbar sei etwa, berufsbegleitend einen Bachelor in Wirtschaftspsychologie zu absolvieren. Wer nach der Ausbildung einen unbefristeten Arbeitsvertrag bei den Stadtwerken erhalte, könne von dem Unternehmen finanziell bei einem Studium unterstützt werden. Ebenfalls gefördert werden könne ein Studium der Betriebswirtschaftslehre während der Ausbildung.

Erst Uni, dann Lehre

Eine interessante Ergänzung zu einem akademischen Abschluss ist eine Ausbildung aber nicht nur vor und während dem Studium. Auch wer schon einen Bachelor oder Master hat, kann als Alternative zum Traineeprogramm, Volontariat oder Praktikum über eine Lehre in den Beruf einsteigen. Sinnvoll kann das zum Beispiel für Absolventen geisteswissenschaftlicher Fächer ohne konkrete berufliche Spezialisierung sein. Gerade hier gilt: möglich ist alles. Jonas, der vor fünf Jahren in Waltrop sein Abitur und anschließend einen Bachelor in Deutsch und Kunstgeschichte gemacht hat, lässt sich zum Beispiel derzeit bei DSW21 zum Mechatroniker ausbilden.

Wie es dazu kam? „Kunst und Literatur haben mich immer interessiert, auch weil ich gerne ins Theater gehe“, sagt Jonas. Deshalb habe er sich nach dem Abi an der Uni für diese Fächerkombination eingeschrieben. Sein Ziel sei damals gewesen, später beim Theater zu arbeiten. „Ich wollte aber nie in Richtung Regie oder Schauspiel gehen, sondern eher der Strippenzieher im Hintergrund sein“, räumt er ein. Angestrebt habe er ursprünglich eine Tätigkeit im Bereich Regieassistenz oder Textarbeit.

Vom Theater zur Technik

Nach seinen ersten Praktika am Theater kam aber alles ganz anders, als zuerst geplant. Da er sich bei kleineren Häusern beworben habe, sei er in den gesamten Theaterbetrieb mit eingebunden gewesen. Dabei habe er festgestellt, dass ihn auch die technische Abwicklung fasziniere. Vertieft habe sich dieses Interesse bei einem Nebenjob am Konzerthaus Dortmund als sogenannte Stagehand. „Das ist so etwas wie die rechte Hand der technischen Veranstaltungsleitung“, erklärt Jonas. Mitgearbeitet habe er zum Beispiel bei der Verkabelung des Saals und dem Aufbau der Bühnentechnik.

„Wenn man nicht sofort ein paar Volontariate hat und sehr engagiert ist, dann ist es bei meinem Studium sowieso schwer, vernünftig in den Beruf einzusteigen“, sagt Jonas. In Gesprächen mit seinen Freunden und seiner Familie sei er deshalb zu der Entscheidung gelangt, an sein Studium eine Ausbildung anzuschließen: „In meinem Umfeld haben das alle positiv gesehen, und mir hat es aus meiner kleinen Krise herausgeholfen.“

Zur Debatte gestanden habe zunächst die Fachrichtung Veranstaltungstechnik. „Einige Freunde von mir haben das gemacht, aber das hat mich eher abgeschreckt. Man verdient nicht viel, und die Arbeitszeiten sind oft echt mies“, sagt Jonas. Entschieden habe er sich deshalb für eine breit angelegte Ausbildung mit mehreren Optionen für eine spätere Spezialisierung: „Ich dachte mir, mach lieber was mit mehr Grundwissen. Mit meiner jetzigen Ausbildung zum Mechatroniker könnte ich mich zum Beispiel später zum Beleuchtungsmeister weiterbilden.“

Bei den Stadtwerken habe er sich vor allem wegen der hohen Qualität der Ausbildung beworben: „Das ist eben der Vorteil eines städtischen Betriebs, wir müssen nicht ständig unter großem wirtschaftlichen Druck produzieren, deshalb kann man sich für die Ausbildung Zeit nehmen.“ Für das Unternehmen habe außerdem die Sicherheit des Arbeitsplatzes gesprochen: „Wenn man die Chance auf einen lebenslangen Arbeitsplatz hat, dann ist das natürlich verlockend.“

Plötzlich gut in Mathe

Obwohl Mathematik und Naturwissenschaften nicht zu den großen Stärken des studierten Geisteswissenschaftlers zählen, fällt Jonas die Ausbildung inhaltlich nicht schwer. „In Mathe war ich zwar früher in der Schule richtig schlecht“, räumt er ein und lacht. Nun habe er aber in seinem Berufsschulzeugnis nur Einsen und Zweien stehen: „Dabei ist Mechatroniker eigentlich von allen technischen Ausbildungen die anspruchsvollste.“

Der Erfolg im Beruf hat bei Jonas zu einem Richtungswechsel in Sachen Zukunftsplänen geführt. Eine Anstellung am Theater strebt er im Moment nicht mehr an. „Wenn ich übernommen werde, bleibe ich hier und bilde mich danach vielleicht noch zum Technikermeister weiter“, sagt er. Im Theater wird Jonas vermutlich künftig nicht mehr hinter, sondern vor der Bühne anzutreffen sein – als Zuschauer.

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