Vorstellungsgespräch: Was erwartet mich?

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Stuzubi: Mit welchen Fragen müssen Schüler & Azubis bei einem Vorstellungsgespräch rechnen?

Alexander Reschke: Bei Berufseinsteigern liegt der Fokus von uns Personalern auf den Soft-Skills. Das heißt, wir versuchen zu verstehen, was die Bewerber motiviert, was sie erreichen möchten und über welche Charaktereigenschaften sie verfügen, um diese Ziele zu erreichen.

Ich würde daher empfehlen, folgende Fragen besonders intensiv vorzubereiten:

  • „Erzählen Sie uns mehr über sich“

So oder so ähnlich beginnt fast jedes Vorstellungsgespräch, dies ist deshalb eine der wichtigsten Fragen. Ich empfehle euch, eure Antwort nach dem Prinzip „Ich bin“, „Ich will“ und „Ich kann“ zu strukturieren. Holt euch euren Gesprächspartner also mit eurem aktuellen Status ab (z.B. Schüler mit den Schwerpunkten Mathe und Physik), dann beschreibt warum ihr euch dort bewerbt. Was reizt euch an dem Arbeitergeber und an den Tätigkeiten? Ihr schließt den Monolog am besten mit der Beschreibung eurer Fähigkeiten / besonderen Leistungen ab. Überlegt euch an welchen Projekten / AGs ihr teilgenommen habt, ob ihr im Ausland wart oder wie ihr euch neben der Schule engagiert und was eure relevanten Hobbys sind.

  • „Wie möchten Sie in 5 Jahren arbeiten?“

Hier geht es nicht darum, dass ihr wissen müsst, ob ihr genau bei diesem Arbeitgeber eine spezielle Position erreichen möchtet. Vielmehr solltet ihr euch überlegen, WIE ihr einmal arbeiten möchtet. Ist es zum Beispiel euer Ziel,
•    im Büro oder im Außendienst zu arbeiten?
•    in großen Teams zu arbeiten oder lieber sehr eigenverantwortlich zu arbeiten?
•    Mitarbeiter zu führen oder Projekte zu leiten?
•    im Ausland oder mit internationalen Ansprechpartnern zu arbeiten?
•    eher forschend oder eher umsetzungsorientiert tätig zu sein?
•    sich fachlich breiter oder spitzer aufzustellen?

Stellt euch also vor, wie ihr einmal arbeiten möchtet um damit glücklich zu werden und versucht euch dieses Bild anschaulich zu beschreiben.

  • „Wie viel wiegt Manhattan?“

Erschreckt nicht, diese Frage ist ein Beispiel für die immer beliebteren Brainteaser. Wir könnten euch auch fragen: „Wie viele Büroklammern passen in einen Bus?“ Wichtig ist hier, dass ihr euch bewusstmacht, dass es nicht auf die korrekte Antwort ankommt (die werdet ihr in der Regel in den wenigen Minuten Zeit zur Beantwortung nicht finden). Inszeniert euch lieber den Weg zur Antwort. Zerlegt euch die Fragestellung in kleine Einzelfragen und baut daraus ein Modell auf. Redet dabei über euren Lösungsweg und nehmt den Personaler auf den Weg zur Lösung mit. Mit dieser Strategie verlieren auch Brainteaser ihren Schrecken.

Stuzubi: Welche allgemeinen Ratschläge können Sie zur Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche geben? Haben Sie zum Beispiel ein paar Tipps um die Nervosität vor Bewerbungsgesprächen zu bekämpfen?

Alexander Reschke: Der beste Tipp gegen die Nervosität ist es, dass ihr euch bewusst macht, dass sich auch der Arbeitgeber bei euch bewirbt. Ihr bringt viele einzigartige Fähigkeiten mit und der Arbeitgeber würde viel verlieren, wenn er sich nicht für euch entscheidet. Bewerber und Personaler sind auf Augenhöhe und der Personaler muss euch ebenfalls überzeugen, dass es sich lohnt dort zu arbeiten.

Ansonsten ist es wichtig, dass ihr euch gut vorbereitet. Schaut euch die häufigsten Fragen an, überlegt euch was ihr antworten würdet. Informiert euch über den potenziellen Arbeitgeber und schreibt euch drei bis fünf Fragen an den Arbeitgeber auf. Überlegt euch, welche drei Botschaften ihr dem Personaler von euch vermitteln möchtet.

Im Vorstellungsgespräch hilft es gegen übermäßige Nervosität einmal die Zehen zusammen zu kneifen. Das ist ein super Ventil gegen den Stress, ohne dass es der Interviewer mitbekommt. Wenn das alles nichts hilft, bieten wir euch auch an, im Vorfeld ein Vorstellungsgespräch professionell zu üben, so dass ihr schon vorher wisst, was ihr erwarten könnt.

Stuzubi: Was begeistert Sie als „Bewerbungs-Coach“ bei Ihrer täglichen Arbeit? Und welche Ausbildung/Studium haben Sie davor gemacht?

Alexander Reschke: Es macht einfach ungeheuer Spaß zu sehen, wenn unsere Klienten die typische Nervosität verlieren, Spaß an Bewerbungen gewinnen, ein differenziertes Selbstbild aufbauen und natürlich, wenn sie dann nach kurzer Zeit ein Jobangebot bekommen. Als Bewerbungscoach arbeitet man intensiv mit seinen Klienten zusammen: man arbeitet heraus, was sie motiviert, welche Stärken sie mitbringen und wie sie ihre Herausforderungen lösen können.

Ich glaube, ich trage das Unternehmer-Gen in mir: mit 14 Jahren gründete ich ein erstes kleines Unternehmen, später habe ich zwei weitere Unternehmen mit mittlerweile über 70 Mitarbeitern mit aufgebaut. In dieser Zeit habe ich tausende Bewerbungsmappen gesichtet und hunderte Vorstellungsgespräche durchgeführt. Da ich dabei bemerkte, wie schwer sich viele Bewerber tun, habe ich bereits 2012 beschlossen, sie als Coach zu unterstützen. Ich selbst studierte klassischerweise BWL mit Schwerpunkt Marketing und Personal.

Alexander Reschke ist Coach bei Bewerbuntstraining.de.

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