Du interessierst dich für einen Job im öffentlichen Dienst, wünschst dir aber auch Spannung und Abwechslung? Dann könnte eine Polizeiausbildung etwas für dich sein. Wie die Ausbildung bei der Polizei abläuft, erzählen Lenja Friebe (18) aus Mecklenburg-Vorpommern und Maurice Freier (21) aus Berlin. Beide sind im ersten Ausbildungsjahr bei der Berliner Polizei.
Polizist*in werden: die Berufswahl
Polizist oder Polizistin zu werden ist für viele ein Kindheitstraum. Doch manche entdecken ihren Berufswunsch auch erst später. „Eigentlich wollte ich Lehrerin werden“, verrät Lenja. Wie es zu ihrem Sinneswandel kam? Ausschlaggebend für ihre Entscheidung zu einer Polizeiausbildung sei ihr Schülerpraktikum gewesen, berichtet sie. Einige ihrer Freunde hätten ihr Praktikum bei der Polizei absolviert und davon geschwärmt, wie vielfältig und abwechslungsreich diese Zeit gewesen sei: „Deshalb habe ich das auch versucht und gemerkt, das ist genau so, wie ich mir meinen Beruf vorstelle.“ Was sie besonders begeistert hat: die Hundestaffel – auch in diesen Bereich können Praktikant*innen der Berliner Polizei erste Einblicke bekommen.
Auch Maurice hatte ursprünglich gar nicht vor, zur Polizei zu gehen. Sein Plan nach der Schule sei erst einmal eine militärische Karriere gewesen: „Ich hatte mich auch beworben.“ Doch nicht immer klappt alles beim ersten Anlauf. Nach einer Absage der Bundeswehr sei die Polizei eine gute Alternative gewesen. Denn über das Berufsbild wusste Maurice bereits Bescheid: „Meine Mutter war bei der Polizei.“ Viel Zuspruch sei außerdem von seinen Freunden gekommen. „Die sagen immer, ich habe ein Polizistengesicht“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Bewerben bei der Polizei: der Einstellungstest
Um eine Polizeiausbildung beginnen zu können, musst du einen Einstellungstest bestehen. Geprüft wird unter anderem Wissen zur Allgemeinbildung und der aktuellen Politik. Eine der Fragen sei gewesen, wann das rote Rathaus in Berlin gebaut worden sei, erinnert sich Lenja. Außerdem lösen die Bewerber*innen Mathematik- oder Logikaufgaben und machen eine Sportprüfung. Zur Vorbereitung auf den Einstellungstest für die Polizeiausbildung gibt es unter anderem Bücher, Infos auf der Webseite der Polizei und YouTube-Videos. Doch wie groß ist die Herausforderung tatsächlich? „Ich dachte, das wird eine halbe Masterarbeit“, sagt Maurice. Eine Woche lang habe er auf YouTube sämtliche Videos zu dem Thema angeschaut.
Im Nachhinein findet er: „Vorbereiten muss man sich natürlich schon, aber ich habe mir da zu viel Druck gemacht.“ Überraschend sei für ihn vor allem das persönliche Gespräch am Ende des Auswahlverfahrens gewesen. Dafür habe er eine Selbstpräsentation mit Karteikarten erstellt: „Und als mir dann gesagt wurde, dass ich die gar nicht benutzen darf, dachte ich, jetzt kann ich gleich wieder nachhause gehen.“ Statt eines förmlichen Vorstellungsgesprächs habe dann aber eher eine lockere Unterhaltung stattgefunden. Gefragt worden sei unter anderem nach Abkürzungen, etwa der Bezeichnung StGB für Strafgesetzbuch, oder auch den verschiedenen Zuständigkeiten bei der Polizei, die in einem Organigramm abgebildet sind.
Lenja hat sich vorwiegend mit einem Buch und mithilfe der Webseite auf das Auswahlverfahren bei der Berliner Polizei vorbereitet. Gelernt habe sie beispielsweise, welche Fächer an der Polizeiakademie unterrichtet werden: „Auch das wurde gefragt.“ Ebenso wichtig wie theoretisches Wissen ist bei der Bewerbung für die Polizeiausbildung körperliche Fitness. Der Sporttest sei zwar machbar, räumt Maurice ein: „Aber man muss vorher Laufen trainieren, sonst schafft man das nicht.“ Für die Note Eins werde eine Zeit von 6:55 Sekunden für zwei Kilometer verlangt: „Das ist schon sehr schnell.“ Er selbst habe diese Geschwindigkeit noch nie erreicht: „Aber ich arbeite daran.“
Praxis-Check: das erste Jahr der Polizeiausbildung
Die Ausbildung der angehenden Polizist*innen findet im ersten Jahr ausschließlich an der Polizeiakademie statt. Trotzdem absolvieren die Nachwuchskräfte von Anfang an praktische Übungen. „Wir steigen in Fenster ein, laufen mit Ausrüstung und lernen alles, worauf es bei Einsätzen ankommt“, erklärt Lenja. Die Auszubildenden erfahren, wie ihre Schusswaffen aufgebaut sind und haben natürlich auch Schießtraining. Das sei wichtig, um sich darüber klar zu werden „was Waffen anrichten können“, betont sie. Gerade das Schießtraining mache ihr aber auch großen Spaß: „Ich war früher im Schützenverein.“
Für den praktischen Teil der Polizeiausbildung sei körperliche Fitness notwendig, sagt Maurice. Dazu zähle Krafttraining, Laufen und Schwimmen. All das werde regelmäßig trainiert, gefördert und geprüft. „Um die geforderten Zeiten zu schaffen, laufe ich auch außerhalb der Schule,“, sagt Lenja.
Ein weiterer wichtiger Teil der praktischen Polizeiausbildung an der Akademie sind Situationstrainings in der fachpraktischen Ausbildung – denn Konfliktsituationen gehören für die Gesetzeshüter*innen später zum Arbeitsalltag. Auseinandersetzungen werden dabei mit Ausbilder*innen so realitätsnah wie möglich nachgestellt. „Das fängt an mit leichtem Rumstänkern und steigert sich bis zu Beleidigungen und Bedrohungen“, erzählt Maurice. So lernen die angehenden Polizist*innen, sich selbst besser einschätzen und mit aggressivem Verhalten umgehen zu können. Auch Vorfälle, bei denen es zu Gewalt komme, würden mit speziellen Fachtrainern geübt, sagt Polizeiausbilder Sebastian Fischer: „Das passiert aber erst gegen Ende der Ausbildung.“
Vorschriften und Rechtliches: der Theorieteil
Um deine Aufgabe als Gesetzeshüter*in erfüllen zu können, musst du als Polizist*in die geltenden Gesetze und Vorschriften natürlich gut kennen. Der theoretische Teil der Polizeiausbildung behandelt deshalb ausführlich rechtliche Themen. Besonders spannend finde sie das Fach Eingriffsrecht, schwärmt Lenja. Dabei gehe es um Regelungen für die verschiedenen Polizeieinsätze, beispielsweise um das Aufnehmen der Personalien von Bürger*innen. Das klinge zwar erst einmal einfach, räumt Maurice ein. Polizist*innen seien jedoch nur unter bestimmten Bedingungen befugt, die Identität von Menschen festzustellen und sich etwa Ausweisdokumente zeigen zu lassen: „Wenn wir dabei gegen Vorschriften verstoßen, bekommen wir Ärger.“
Nicht ganz so leicht falle ihr Verkehrsrecht, gibt Lenja zu. Das sei aber völlig individuell, räumt Maurice ein: „Ich finde das zum Beispiel gar nicht so schwer.“ Viel komplizierter sei aus seiner Sicht das Fach Öffentliches Recht, das die verschiedenen Artikel des Grundgesetzes behandelt. Die Gesetzestexte zu verstehen sei gerade am Anfang gar nicht so einfach, sagt Lenja. Erst mit der Zeit habe sie sich an die juristischen Fachbegriffe gewöhnt. Auch diszipliniertes Auswendiglernen gehört zum Theorieteil der Polizeiausbildung: Die verschiedenen Ordnungswidrigkeiten, die jeweils eigene Nummern haben, oder die zahlreichen in Behörden gängigen Abkürzungen – all das muss sitzen.
Polizeibeamte im Dienst: Schreibtischarbeit oder Action?
Insgesamt halte sich der Verwaltungsaufwand gerade im Mittleren Dienst jedoch in Grenzen, versichert Polizeiausbilder Fischer: „Klar schreibt man nach der Streife auch Berichte, unsere Leute sind aber hauptsächlich im Funkwagen unterwegs.“ Kripobeamte seien ungleich mehr am Schreibtisch beschäftigt, etwa beim Anfertigen von Protokollen oder mit Anträgen bei der Staatsanwaltschaft.
Der Polizeidienst auf den Straßen, der den Hauptteil der Arbeit im Mittleren Dienst ausmacht, ist aber nicht ganz ungefährlich. Respekt habe er zum Beispiel vor den Messerdelikten, die immer mehr zunehmen, sagt Maurice: „Wenn eine Person die Hände in den Taschen hat, weiß man nie so genau, was da dann mit rauskommt.“ Vorsicht sei deshalb immer angebracht.
Lenja stimmt zu. Zwar werden die Nachwuchskräfte für solche Situationen trainiert, ein bisschen Angst habe sie vor Messerangriffen trotzdem: „Das geht aber nicht so weit, dass man nicht mehr raus will.“ Vielmehr sei die Abwechslung der Einsätze draußen in der Stadt gerade das Interessante an dem Beruf. Maurice sieht das ähnlich. Was ihn an der Arbeit als Polizist am meisten fasziniert: „Man weiß bei Dienstanfang nie, was an dem Tag noch alles passiert.“
Polizeiausbildung und dann? Karrierewege für Polizist*innen
Für die Zeit nach ihrer Polizeiausbildung haben Lenja und Maurice schon erste Pläne. Lenja möchte sich später einmal bei der Hundestaffel bewerben. Maurice hat vor, Teil des Sondereinsatzkommandos der Berliner Polizei zu werden. „Die sind dann nochmal ganz anders ausgestattet, für die bösen Jungs und die schweren Sachen.“ Geholt werden diese speziell geschulten Kräfte unter anderem bei Terrorgefahr, Geiselnahmen und Schwerverbrechen, zum Beispiel im Rotlichtmilieu. „Das ist unsere Elite, mir fällt keine Situation ein, die diese Männer nicht bewältigen können“, sagt Fischer.
Du interessierst dich für eine Polizeiausbildung? Diese Voraussetzungen brauchst du
Unabhängig vom Einsatzgebiet sind Polizist*innen oft mit den Schattenseiten des Lebens oder sogar mit dem Tod konfrontiert. Mit belastenden Situationen müsse man in diesem Beruf deshalb grundsätzlich gut umgehen können, erklärt Maurice: „Wenn jemand unter der Bahn liegt, dem muss man mental gewachsen sein.“ Genauso wichtig sei Selbstdisziplin: „Man muss sich beherrschen können, niemand braucht einen Polizisten, der austickt.“ Gefragt sei außerdem Teamfähigkeit, ergänzt Lenja. Das kollegiale Miteinander sei eine der schönsten Aspekte ihres Berufs: „Man ist nie allein.“
Den typischen Polizisten gebe es indes nicht, betont Fischer: „Wir sind so bunt wie die Gesellschaft.“ Lenjas Tipp für alle, die sich für eine Polizeiausbildung interessieren: ein Schülerpraktikum. Sie selbst habe bei ihrem Praktikum viele Einblicke in ganz verschiedene Bereiche bekommen, nicht nur bei der Hundestaffel. Dabei war sie unter anderem bei Verkehrskontrollen oder auch bei der Wasserschutzpolizei. „Ein Praktikum ist ein super Start“, sagt sie.

Die Polizeiausbildung kennenlernen auf der Karrieremesse Stuzubi
Ob Bundespolizei oder Landespolizei, Polizeiausbildung im Mittleren Dienst oder ein duales Studium für den gehobenen Dienst bei der Polizei: Auf der Berufsorientierungsmesse Stuzubi kannst du dich über die verschiedenen Karrierewege bei der Polizei informieren.