Du interessierst dich für ein Auslandspraktikum nach dem Abi? Wie du eine Praktikumsstelle findest, in welche Berufe du hineinschnuppern kannst und welche Länder sich für ein Auslandspraktikum anbieten, erfährst du in unserem Beitrag.
Wann ist der beste Zeitpunkt für ein Auslandspraktikum?
Die Phase zwischen dem Schulabschluss und dem Start ins Studium oder in eine Ausbildung eignet sich perfekt für einen Auslandsaufenthalt. Doch ob ein Auslandspraktikum nach dem Abitur eine gute Idee ist, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.

Die Organisation Eurodesk, die junge Leute im Auftrag der EU und des Bundesfamilienministeriums über Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte berät, empfiehlt zum Beispiel, Praktika im Ausland erst während oder nach dem Studium oder der Ausbildung zu machen. Denn bei einem Praktikum geht es darum, Arbeitsabläufe kennenzulernen und erste berufsspezifische Fähigkeiten praktisch anzuwenden – und das funktioniert besser, wenn du schon ein bisschen Berufserfahrung oder Wissen aus dem Studium mitbringst. Denn bei einem Praktikum geht es darum, Arbeitsabläufe kennenzulernen und erste berufsspezifische Fähigkeiten praktisch anzuwenden – und das funktioniert besser, wenn du schon ein bisschen Berufserfahrung oder Wissen aus dem Studium mitbringst.
Doch gerade Schüler*innen finden die Möglichkeit, erst einmal ein Auslandspraktikum nach dem Abi zu machen, oft besonders interessant. „Viele wollen nach dem Abi Erfahrungen im internationalen Arbeitsleben machen“, sagt Julia Weiss-Margis, Programmberaterin von EF Education First, einem Anbieter für Sprachreisen und andere Auslandsprogramme.
Wie finde ich ein Auslandspraktikum?
Auf eigene Faust direkt nach dem Abitur einen Praktikumsplatz im Ausland zu finden ist allerdings gar nicht so einfach. Wenn du keine persönlichen Kontakte zu Unternehmen im Ausland hast, ist eine erfolgreiche Bewerbung auf eine Praktikumsstelle schon ein Glückstreffer.
Du möchtest es trotzdem versuchen? Dann solltest du mindestens ein Jahr im Voraus mit der Praktikumssuche beginnen und möglichst viele Bewerbungen verschicken, vor allem auch an deutsche Unternehmen mit internationalen Niederlassungen. Tipp: Lass dir von jemandem mit Erfahrung im internationalen Arbeitsumfeld bei der Erstellung deiner Bewerbungsunterlagen helfen.
Leichter ist der Weg über Agenturen oder andere kommerzielle Anbieter, die aber in der Regel kostenpflichtig sind. EF Sprachreisen arbeite seit vielen Jahren mit einem Pool von Unternehmen in verschiedenen Ländern zusammen, erklärt Weiss-Margis: „So können wir einen Praktikumsplatz garantieren.“ Die Bewerber*innen würden außerdem bei der Erstellung des Lebenslaufs unterstützt und durch einen verpflichtenden Sprachkurs mit einem speziellen Karrieretraining auf das Auslandspraktikum vorbereitet.
Wo kann ich ein Auslandspraktikum nach dem Abi machen?
Grundsätzlich kannst du in jedem Unternehmen und jedem Berufszweig überall auf der Welt ein Auslandspraktikum machen. Du musst allerdings in der Regel volljährig sein, brauchst je nach Zielland ein Visum und eine Arbeitserlaubnis und musst für anspruchsvolle Tätigkeiten eine entsprechende Qualifikation mitbringen.
EF bietet zum Beispiel Auslandspraktika in den Berufsfeldern Accounting und Finance, Sales und Marketing, Recht, Medien, PR und Journalismus oder Bildung und Erziehung, aber auch Tourismus, Hotellerie und Gastronomie, Kunst und Mode, Freizeit oder Einzelhandel sowie im Bereich Gesundheit und Sport, Umweltschutz, Soziale Einrichtungen, NPOs / NGOs oder Tierpflege und Veterinärmedizin an.
Doch auch eigene Ideen der Bewerber*innen, unter Umständen in ganz anderen Branchen, seien erwünscht, betont die Programmberaterin Weiss-Margis: „Wir versuchen, alles zu ermöglichen.“ Beispielsweise sei es einmal gelungen, einer Teilnehmerin eine Praktikumsstelle am Opera House in Sydney zu vermitteln: „Das Mädchen hatte Vorerfahrungen aus einem Job am Münchner Kulturzentrum Gasteig, und da hat das dann geklappt.“
Besonders begehrt seien Auslandspraktika im Tourismus und der Hotellerie. In dieser Branche gebe es auch die meisten Praktikumsstellen. Eingesetzt würden die Praktikant*innen etwa an der Rezeption oder bei der Betreuung von Touren und Freizeitaktivitäten von Touristen. Vor allem in Australien gebe es in diesem Bereich viele Praktikumsangebote. Anders als bei Work and Travel-Programmen in Down Under, bei denen die Teilnehmeri*nnen oft auf Farmen im ländlichen Raum arbeiten, sei es über ein Auslandspraktikum möglich, in großen Städten Fuß zu fassen.
Welche Länder sind für ein Auslandspraktikum nach dem Abi besonders beliebt?
Die meisten Schüler*innen zieht es nach dem Schulabschluss ins englischsprachige Ausland. Beliebt sind die USA und Großbritannien. Das Problem beim Auslandspraktikum: Gerade für kürzere Auslandsaufenthalte ist es in beiden Ländern schwierig, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Das Interesse an England sei nach wie vor groß, erklärt Weiss-Margis: „Aber die Anforderungen für eine Arbeitserlaubnis sind dort seit dem Brexit fast so hoch wie in den USA.“ EF habe Auslandspraktika in Nordamerika und Großbritannien deshalb bei den Kurzzeit-Auslandsaufenthalten aus dem Programm genommen.
Anders sieht es in Australien und Neuseeland aus. Auch diese Länder belegen in der Beliebtheits-Skala für Auslandsaufenthalte Spitzenplätze und eignen sich für ein Auslandspraktikum perfekt. Ein Visum mit Arbeitsgenehmigung bekommst du hier ohne viel bürokratischen Aufwand.
Doch nicht jeder wolle für einen Auslandsaufenthalt von nur einigen Wochen oder Monaten um die halbe Welt fliegen, räumt Weiss-Margis ein. Als Ziel in Europa empfehle sie die irische Hauptstadt Dublin. Irland sei nah und verlange als EU-Land kein Visum und keine Arbeitserlaubnis: „Außerdem ist das Land wunderschön, die Leute sind freundlich und die Arbeitskultur ist toll.“ Ein weiterer Geheimtipp für ein englischsprachiges Auslandspraktikum mit allen Vorzügen eines EU-Staats sei Malta. Das Land biete fast die gleichen Freizeitmöglichkeiten wie Sydney, „es gibt Sonne und Meer und man kann einen Tauch- oder Segelkurs machen.“ Gleichzeitig sei ein Auslandsaufenthalt in Malta deutlich kostengünstiger als in Australien oder Neuseeland.

Werden Auslandspraktika bezahlt?
Auch wenn du im Auslandspraktikum arbeitest – bezahlt werden internationale Praktika meistens nicht. Wenn du im Ausland Geld verdienen und damit deinen Aufenthalt finanzieren möchtest, sind Job-Programme oder Work & Travel die bessere Wahl. „Das ist dann aber ein richtiger Job“, räumt Weiss-Margis ein. Praktikantinnen und Praktikanten erhalten dagegen Einblicke ins Arbeitsleben, werden intensiver betreut und haben die Möglichkeit, sich neue Kompetenzen anzueignen.
Das bedeutet aber auch: Wenn du dich für ein Auslandspraktikum interessierst, musst du mit Kosten im vier- oder fünfstelligen Bereich rechnen. Ein Praktikum im Ausland mit vorhergehendem Sprachkurs in Malta mit einer Dauer von insgesamt drei Monaten gibt es bei EF beispielweise ab 6.000 Euro.
Wie teuer dein Auslandsaufenthalt mit Praktikum tatsächlich ist, hängt von vielen Faktoren ab: In welches Land reist du? Nicht nur für die Flugkosten, auch für Versicherungen und fürs Visum musst du je nach Zielland Geld mit einplanen. Wo wohnst du? Eine Gastfamilie oder ein Hostel mit Mehrbettzimmer sind natürlich günstiger als eine Wohnung oder ein Hotel. Und: Wie lange bleibst du? Im Verhältnis gesehen sind zwar längere Auslandsaufenthalte günstiger als kurze, da einige finanzielle Aufwendungen wie beispielsweise die Reisekosten gleichbleiben. In der Summe zahlst du für einen langfristigen Auslandsaufenthalt aber natürlich mehr.
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Wie lange dauern Auslandspraktika?
Grundsätzlich gilt: Eine Mindest- oder Höchstdauer für ein Auslandspraktikum gibt es nicht. Du kannst bleiben, so lange dein Visum oder deine Arbeitserlaubnis gültig ist und dein Unternehmen dich beschäftigt. Experten und Expertinnen wie Regina Pfeiffer von Eurodesk und Julia Weiss-Margis von EF raten tendenziell zu längeren Auslandsaufenthalten. Zwar gehe der Trend derzeit eher zu kürzeren Aufenthalten von bis zu drei Monaten, räumt Pfeifer im Stuzubi Interview ein: „Aber um ein Land richtig kennenzulernen, die Sprache wirklich gut zu sprechen und Kontakte zu knüpfen, die langfristig halten, braucht man einfach mehr Zeit.“ Eurodesk empfehle daher, für ein ganzes Jahr ins Ausland zu gehen.
Auch Weiss-Margis sagt: „Ein ganzes Jahr ist wahnsinnig viel wert und man nimmt mehr von der Kultur mit.“ In der Praxis sei dies aber aus Termingründen, etwa dem Start in Studium oder in die Ausbildung, oft nicht möglich, oder auch der Kostenfaktor spiele eine Rolle. Bei EF dauern Auslandspraktika mindestens vier Wochen, so dass der komplette Auslandsaufenthalt inklusive verpflichtendem mindestens sechswöchigem Sprachkurs zur Vorbereitung insgesamt zehn Wochen als Minimum umfasst. Zu empfehlen sei aber ein Praktikumsanteil von mindestens acht Wochen, sagt Weiss-Margis: „Erst dann ist man richtig gesettelt.“ Die Kurzzeitprogramme des Anbieters reichen sogar bis zu 24 Wochen. Weiss-Margis‘ Tipp: „Je länger, desto besser.“

Auslandspraktikum finden auf der Karrieremesse Stuzubi
Auf der Stuzubi Karrieremesse für Schüler*innen sind zahlreiche internationale Unternehmen als Aussteller vertreten, die du nach Angeboten für ein Auslandspraktikum nach dem Abitur fragen kannst. Die Messetermine im Überblick