Jenny Nowak ist die erste Deutsche Meisterin in der Nordischen Kombination. Denn in dieser besonderen Disziplin, die Skispringen und Langlauf miteinander verbindet, gibt es erst seit 2020 bundesweite und seit 2021 weltweite Wettbewerbe für Frauen. Parallel zu ihrer aktiven Karriere als international erfolgreiche Profisportlerin studiert die 21-Jährige Sportwissenschaft und Training an der IST-Hochschule. Wie sie neben dem Leistungssport ihr Abi gemacht hat, welche Ziele sie sportlich und beruflich verfolgt und ob trotz Training und Studium noch Zeit für Freunde und Partys bleibt verrät Jenny im Stuzubi Interview.
Stuzubi: Die Nordische Kombination ist gerade für Frauen immer noch ungewöhnlich. Als du angefangen hast, gab es in dieser Disziplin noch keine offiziellen Wettkämpfe für Damen. Wie kamst du zu dieser besonderen Sportart?
Jenny: Über eine Kollegin meiner Mutti bin ich zum Skiclub Sohland gekommen. Da war ich sechs Jahre alt. Eigentlich sollte ich erst nur Langlauf trainieren. Aber dort stand auch eine Schanze. Da wollte ich dann auch mal runterspringen. Das habe ich auch gemacht und es hat mir gefallen. Von da an habe ich immer beides trainiert, Langlauf und Skispringen. Anfangs war ich bei den Jungs mit dabei, später gab es dann auch eine Abteilung für Mädchen.
Stuzubi: Hattest du keine Angst, als kleines Mädchen auf so einer hohen Schanze?
Jenny (lacht): Nein, Respekt vielleicht manchmal, aber Angst nicht. Als Kind sieht man das irgendwie anders.
Stuzubi: Hättest du dir damals als Kind schon vorstellen können, dass du mal Deutsche Meisterin wirst?
Jenny: Als kleines Kind habe ich noch gar nicht daran gedacht, Sport zu meinem Beruf zu machen. Später hatte ich dann aber die Idee, auf eine Sportschule zu gehen. Mit 13 Jahren habe ich das Skigymnasium Klingenthal besucht, da wurde es dann professioneller.
Einser-Abi trotz Sportkarriere
Stuzubi: Schule und Leistungssport, wie bringt man das unter einen Hut?
Jenny: Als ich klein war, stand ich nur ein- bis zweimal die Woche auf Skiern. Damit kam ich gut zurecht. Außerdem ist meine Mutti Grundschullehrerin, sodass ich auch von dieser Seite immer Unterstützung hatte. In Klingenthal war ich dann im Internat und habe täglich trainiert, aber Schule und Sport waren gut aufeinander abgestimmt. Klar musste man lernen. Mir fiel das leicht, aber man musste sich natürlich schon motivieren, sich nach dem Training dann noch hinzusetzen. Ich habe das gemacht, weil ich trotz Sport gut in der Schule sein wollte.
Stuzubi: Was am Ende ja auch funktioniert hat. Verrätst du uns deinen Abischnitt?
Jenny: Ja, ich habe mein Abi mit 1,5 gemacht.
Stuzubi: Inzwischen studierst du „Sportwissenschaft und Training“ an der IST-Hochschule. Wieso dieses Fach und diese Hochschule?
Jenny: Ich wollte mir zusätzlich zum Sport jetzt schon ein zweites Standbein aufbauen. Deshalb habe ich mich am Olympiastützpunkt Sachsen zu Studienangeboten beraten lassen. Wichtig war mir dabei, auf jeden Fall auch später beruflich weiterhin im Sport bleiben zu können. Bei dem Beratungsgespräch wurden mir dann verschiedene Vorschläge gemacht. Einer der Hauptgründe, warum ich mich für die IST-Hochschule entschieden habe, war die zeitliche Flexibilität, die es dort gibt. Innerhalb der Saison noch den Druck zu haben, alles fürs Studium machen zu müssen, das wollte ich mir ersparen. Durch die flexiblen Lehrmethoden der IST-Hochschule wie zum Beispiel Online-Vorlesungen und -tutorien kann ich mir selbst einteilen, wann und wo ich lerne. Im Oktober habe ich mit dem Studieren angefangen.
Studieren und Weltcup
Stuzubi: Und wie sieht dein Alltag im Studium jetzt aus?
Jenny: Ich dachte, dass ich mehr Zeit für mein Studium habe. Aber wenn man im Weltcup unterwegs ist, kommt man nicht viel zum Lernen. Gerade in den Phasen, wenn ich viel im Ausland und auf Wettkämpfen bin, konzentriere ich mich mehr auf den Sport und trete im Studium eher kürzer. Da lerne ich oft nur im Flugzeug. Sonst setze ich mich innerhalb der Saison nachmittags und abends schon noch hin und lerne.
Stuzubi: Bleibt dann noch Zeit für Privatleben, also für Familie, Freunde und Party?
Jenny: Man braucht schon auch mal was anderes außer dem Sport und dem Studium. Ich bin ein großer Familienmensch, das ist mir wichtig. Am Wochenende fahre ich, wenn es geht, oft nach Hause und besuche meine Eltern. Mit Freunden was zu unternehmen, das kommt bei mir sicher kürzer als bei anderen Studis. Meinen Freundeskreis habe ich zum größten Teil auch durch den Sport, sodass man automatisch viel zusammen ist. Auf Partys bin ich aber nicht unterwegs. Dafür habe ich keine Zeit, und das wird im Leistungssport auch nicht so gerne gesehen.
(Noch) keine Olympiade für Nordische Kombiniererinnen
Stuzubi: Was sind deine weiteren Ziele?
Jenny: In der Nordischen Kombination ist es im Moment ein bisschen schwierig. Das IOC (International Olympic Committee) hat entschieden, dass die Frauen 2026 nicht bei den Winterspielen antreten dürfen. Deshalb ist mein Ziel jetzt erst einmal bei den Weltmeisterschaften Einzelmedaillen zu schaffen.
Stuzubi: Hast du schon Pläne für die Zeit nach deiner aktiven Karriere? Wie willst du deinen Hochschulabschluss beruflich einsetzen?
Jenny: Wenn ich verletzungsfrei bleibe, habe ich sicher noch einige aktive Jahre vor mir. Danach habe ich vor, mit meinem Bachelorabschluss in die Leistungsdiagnostik zu gehen.
Jenny Nowaks Pläne nach dem aktiven Profisport
Stuzubi: Kannst du dieses Berufsfeld ein bisschen genauer erklären? Was interessiert dich daran?
Jenny: Leistungsdiagnostik hat einen Bezug zu medizinischen Themen. Da werden an Sportlern verschiedene Gesundheitstests durchgeführt, zum Beispiel, um zu sehen, ob das Herz gut funktioniert. Das finde ich interessant und kann mir im Moment gut vorstellen, beruflich in diese Richtung zu gehen.
Stuzubi: Wäre da nicht auch ein Medizinstudium infrage gekommen?
Jenny: Ein Medizinstudium ist zu aufwendig, das wäre mit dem Profisport nicht mehr vereinbar gewesen. Außerdem hätte ich für Medizin auch im Abi noch einen Tick besser sein müssen.
Stuzubi: Was sind deine langfristigen Pläne?
Jenny: Im Sport wäre mein Traum natürlich die Olympiade. Unser Verband setzt sich nach wie vor dafür ein, dass unsere Disziplin auch für die Frauen olympisch wird. Nach meiner aktiven Karriere habe ich wie gesagt vor, in die Leistungsdiagnostik zu gehen, für diese Richtung gibt es an der IST-Hochschule auch einen Masterstudiengang. Aber bis dahin ist es noch weit. Wenn sich meine Pläne noch ändern sollten, habe ich auch viele andere berufliche Möglichkeiten. Mit meinem Hochschulabschluss bin ich breit aufgestellt.
Infos zu den Studienangeboten der IST-Hochschule gibt es unter www.ist-hochschule.de.
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