Du fragst dich, ob du eine Ausbildung machen oder studieren möchtest? Die smarteste Lösung: Ersetze einfach das „oder“ durch ein „und“. Dabei hast du natürlich die Möglichkeit, vor dem Studium eine Ausbildung zu machen. Deutlich schneller geht es aber, wenn du ein duales Studium mit integrierter Ausbildung absolvierst. Doch wie lange dauert ein duales Studium eigentlich? Und ist dual studieren wirklich so zeitaufwändig, wie oft behauptet wird? „Ein duales Studium ist nicht arbeitsintensiver als ein normales Vollzeit-Studium“, sagt Simone Diel, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule RheinMain.
Dual studieren im MINT-Bereich
Gut kombinieren lassen sich Ausbildung und Studium bei Fächern mit hohem Praxisbezug, zum Beispiel im Ingenieurwesen. Sarah Bensatallah hat sich für diesen Weg entschieden und an der Hochschule RheinMain ein duales Studium der Fachrichtung Systems Engineering mit einer Ausbildung zur Mechatronikerin absolviert. Doch wie lange dauert ein duales Studium in Bezug auf die wöchentliche Arbeitszeit?
„Das hängt natürlich davon ab, welchen Anspruch man an sich hat“, räumt Sarah ein. Grundsätzlich sei das Pensum aber gut zu bewältigen. Wer in den Vorlesungen an der Hochschule aufmerksam mitarbeite, müsse danach zuhause fürs Studium in der Regel nicht mehr viel nacharbeiten.
Und wie lange dauert ein duales Studium im Ingenieurwesen mit integrierter Ausbildung insgesamt? Die Regelstudienzeit seien acht Semester, sagt Diel. Zum Vergleich: Wer zuerst eine Ausbildung zum Mechatroniker macht und danach Ingenieurwissenschaften studiert, braucht sieben Jahre. Durch ein duales Studium kannst du die Ausbildung und die Studienzeit zusammengenommen um drei Jahre verkürzen, wenn du alles in der Regelstudienzeit schaffst.
Wie lange dauert ein duales Studium tatsächlich?
Doch wie lange dauert ein duales Studium in der Realität, werden die Regelstudienzeiten oft überschritten? „Nur ganz wenige studieren ein bis zwei Semester länger, das ist bei uns die Ausnahme“, sagt Diel. Immer wieder seien Studierende auch schon nach sieben Semestern mit ihrem dualen Studium fertig: „Einmal hat es jemand sogar in sechs Semestern geschafft.“
Ein Gerücht sei jedoch, dass ein duales Studium mit übermäßigem Arbeitsaufwand verbunden sei und sich das Studienmodell nur für außergewöhnlich leistungsstarke und stressresistente Schüler eigne. „Teilweise wird sogar von den Lehrern an der Schule das Bild vermittelt, dass ein duales Studium kaum zu bewältigen wäre“, sagt Diel. Doch das sei ein großer Irrtum. Inhaltlich gebe es gerade im MINT-Bereich beim Studium und der Berufsausbildung viele inhaltliche Überschneidungen: „Die Azubis lernen in bestimmten Bereichen das gleiche wie die Studierenden.“
Deshalb sei die Studiendauer beim dualen Studium nicht länger als bei normalen Bachelorprogrammen. Hinzu komme, dass die Studierenden ihr Wissen in der Praxis anwenden können. Dadurch falle vielen das Lernen extrem leicht und eine Wiederholung des Stoffs sei oft gar nicht mehr nötig.
Duales Studium mit vollwertiger Berufsausbildung
Der Unterschied zwischen Berufsausbildung und Studium sei, dass die Ausbildung inhaltlich nicht ganz so sehr in die Tiefe gehe, erklärt Sarah. „Außerdem wird man als Azubi mehr an die Hand genommen“, ergänzt Kieran Geiß, der an der Hochschule RheinMain ebenfalls ein Studium zum Systemingenieur in Kombination mit einer Berufsausbildung zum Mechatroniker absolviert hat.
Dabei gehen akademische und praktische Ausbildung Hand in Hand. „Vieles aus der Hochschule konnte ich im Betrieb ausprobieren, und umgekehrt hatte ich einiges, das im Studium behandelt wurde, vorher in der Arbeit schon einmal gemacht“, erzählt er. Aufgrund dieser inhaltlichen Verzahnung sei das gleichzeitige Absolvieren von Ausbildung und Studium keine Doppelbelastung, sondern helfe vielmehr, den Stoff besser zu verstehen, sagt Diel.
Bessere Abschlussnoten beim dualen Studium
Ihren Ausbildungsabschluss erhalten die Studierenden übrigens schon vor dem Bachelor. Und wie lange dauert ein duales Studium nach dem Abschluss der Berufsausbildung? Die Ausbildung werde im Grundstudium in den ersten fünf Semestern absolviert, erklärt Diel. Im Hauptstudium arbeiten die Studierenden an zwei Tagen in der Woche in ihren Betrieben weiter und können so zusätzliche Erfahrungen sammeln. An den verbleibenden drei Tagen widmen sie sich ganz dem Studium.
Im Vergleich zum Vollzeit-Studium sei das duale Studienmodell sogar einfacher, glaubt Diel: „Unseren dual Studierenden geht das Studium leicht von der Hand, weil sie die Dinge, die sie lernen, in der Praxis sehen können.“ Dieser Vorteil spiegle sich auch in den Leistungen wider. Im Schnitt seien die Abschlüsse der Absolventen dualer Studiengänge um eine ganze Note besser als die der Vollzeit-Studenten. „Auch das zeigt, dass ein duales Studium gar nicht so kompliziert ist und man das gut hinbekommen kann“, so Diel.
Angebote für duale Studiengänge in ganze Deutschland findest du in der Stuzubi Stellenbörse und auf den Stuzubi Studien- und Ausbildungsmessen.