Wer nach der Schule eine Ausbildung sucht oder dual studieren will, muss sich bei einem Betrieb bewerben. Aber wie das funktioniert, kommt im Unterricht meistens zu kurz, gerade am Gymnasium. Im Schuljahr 2020 fiel der Berufsorientierungsunterricht wegen des Lockdowns für viele Jugendliche sogar komplett aus. Was muss in den Lebenslauf? Was wollen Personaler im Anschreiben lesen, und braucht man das klassische Bewerbungsanschreiben überhaupt noch? Tipps für die schriftliche Bewerbung.
Sind harte Fakten wie Noten und Praktika ausschlaggebend, oder kann den Personalverantwortlichen auch Motivation und Begeisterung für die Ausbildung oder das Studium überzeugen? Worauf es bei der schriftlichen Bewerbung tatsächlich ankommt, weiß niemand besser als die Personaler selbst.
Welche Kandidaten zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, verraten Claudia Plücker von der Berliner Polizei, Sven Barufe von Fraport, dem Betreiber des Frankfurter Flughafens, und Steffi Maaß vom BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin auf stuzubi.de.
Bewerbungstipps von Claudia Plücker, Nachwuchsgewinnung Polizei Berlin:
Die Bewerbungen für die Ausbildung und das Studium bei der Polizei laufen bei uns seit 2010 ausschließlich über die Eingabemasken unserer Webseite. Anders könnten wir das nicht bewältigen, wir bekommen pro Halbjahr teilweise bis zu 10.000 Bewerbungen. Für die Bewerber und Bewerberinnen hat dieses Verfahren einige Vorteile.
Sie registrieren sich auf unserer Seite und füllen einfach online den Fragebogen aus. Etwas Relevantes zu vergessen kann so gar nicht passieren, weil das Abschicken dann nicht funktioniert. Man braucht auch kein Anschreiben und kein Bewerbungsfoto, und Bewerbungsunterlagen wie Zeugnisse müssen erst zusammengesucht werden, wenn man in die engere Auswahl kommt.
Über Filterfunktionen können wir Kandidaten herausfinden, die die formalen Kriterien für die Ausbildung oder das Studium erfüllen. Wir haben auch eine Dublettenprüfung. Wer sich zweimal registriert, erhöht seine Chancen nicht, sondern scheidet aus, denn das ist versuchter Betrug. Wenn wir zusätzliche Infos brauchen, kontaktieren wir die Bewerber und Bewerberinnen per Mail.
Am besten legt man sich dazu eine eigene Mailadresse an. Wer die Grundvoraussetzungen mitbringt, kann zum Einstellungstest eingeladen werden, der neben dem Sport- und Intelligenztest auch einen Deutschtest beinhaltet. Gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift sind bei uns ganz wichtig, das ist ein K.O.-Kriterium. Die Kandidaten mit den besten Testergebnissen werden zum Vorstellungsgespräch eingeladen, in dem wir die Motivation abfragen und prüfen, ob sich die Bewerber und Bewerberinnen über den Polizeiberuf informiert haben.
Bewerbungstipps von Steffi Maaß, Personalrecruiting, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin gGmbH
Als erstes hilft uns zur Orientierung der Lebenslauf sowie Hinweise zu Fehlzeiten oder Verspätungen auf dem Zeugnis. Grundsätzlich sollte jeder Bewerber mindestens ein Praktikum im jeweiligen Ausbildungsberuf absolviert haben, um sich bei uns für eine Ausbildung zu bewerben. Diese Voraussetzungen müssen vorab erfüllt sein.
Ein Bewerbungsfoto ist nicht zwingend nötig. Schüler sollten ihre Unterlagen aber stets im PDF verschicken. Tatsächlich denke ich, dass sich einige Schüler noch nicht mit den Themen Digitalisierung und Datenschutz ausreichend beschäftigen konnten. Daher landen viele Bewerbungen als Worddatei bei uns.
Außerdem ist es ausschlaggebend, welche Vision der Bewerber für seinen Berufsweg hat und ob wir diesen unterstützen können. Das Anschreiben hat oft einen Copy-Paste-Charakter und sagt wenig aus. Deshalb möchten wir die Menschen gern direkt kennenlernen. Es wichtig, dass die Kandidaten ihre Motivation überzeugend kommunizieren. Wer sich nichts Schöneres vorstellen kann, als mit Menschen zu arbeiten, sie zu unterstützen und dabei einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen, ist bei uns genau richtig. Dabei ist es auch wichtig, gut im Team oder mit unterschiedlichen Menschen zu arbeiten. Alles andere kann der Bewerber in der Ausbildung noch lernen.
Bewerbungstipps von Sven Barufe, Ausbildungsverantwortlicher bei Fraport (Frankfurter Flughafen)
Mit ausführlicher Recherche zu Ausbildung, Studiengang und Unternehmen sollten vier bis fünf Stunden für die schriftliche Bewerbung eingeplant werden. Nach wie vor gibt es formale Vorgaben. Neben einem Lebenslauf gehören Zeugnisse dazu. Ein Bewerbungsfoto ist nicht unbedingt nötig. Muss-Kriterien wie Schulabschluss, Mindestalter oder Führerschein müssen natürlich erfüllt sein. In der ersten Runde werden außerdem Bewerbungen mit zu vielen unentschuldigten Fehlzeiten oder einer schlechten Begründung im Anschreiben aussortiert.
Die Motivation ist entscheidender als die Erfüllung gewisser Kriterien. Ein Anschreiben ist bei uns momentan noch Pflicht und hat sich auch bewährt. Man kann sehen inwieweit sich der Bewerber mit der Stelle und dem Unternehmen auseinandergesetzt hat und was die Beweggründe für die Bewerbung sind. Am häufigsten versuchen die Bewerber aber sich selbst gut zu verkaufen. Entscheidender ist es jedoch, im Anschreiben die Motivation klar zu formulieren, zum Beispiel mit Sätzen wie: „Ich möchte die Ausbildung in diesem Unternehmen machen, denn….“
Eine Vielzahl der Bewerbungen ist nicht durchdacht und wirkt lieblos. Der andere Teil ist gut strukturiert und begründet. Wenn sich die Bewerber vorher informieren, dann sind sie zum größten Teil dazu in der Lage sich richtig zu bewerben.