Studieren für den Klimaschutz

Neue Autos für mehr Klimaschutz: Studierende der Fachrichtung Automobiltechnologie © Eric Cimbal / Hochschule Coburg.

Jetzt ist es amtlich: Im Februar 2023 hat das EU-Parlament beschlossen, dass ab 2035 keine neuen Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotoren mehr zugelassen werden dürfen. Damit die Energiewende im Verkehrssektor gelingt, sind Expertinnen und Experten für mehr Klimaschutz in der Mobilität nötig. Die Hochschule Coburg hat dafür im vergangenen Oktober einen neuen Studienzweig eingeführt: den Studiengang Automobiltechnologie kannst du jetzt mit der Vertiefung Nachhaltige Fahrzeug- und Antriebstechnik studieren.

Studiengänge aus dem Bereich Nachhaltigkeit

    Es ist noch gar nicht so lange her, als Zehntausende von Schülerinnen und Schülern in ganz Deutschland Freitag für Freitag auf die Straße gingen, um zu zeigen: Wenn sich nichts ändert, steuern wir auf eine weltweite Klimakatastrophe zu. Die Fridays for Future-Bewegung hat einiges erreicht. Doch Demonstrationen und politische Beschlüsse allein schaffen noch keinen Klimaschutz. Genauso wichtig wie gesellschaftliches Engagement sind Ingenieurinnen und Ingenieure, die mit neuen Technologiekonzepten für besseren Umweltschutz sorgen, sagt Professor Matthias Geuß. Er leitet den Bachelorstudiengang Automobiltechnologie an der Hochschule Coburg, der seit dem Wintersemester 2022/23 einen eigenen Schwerpunkt im Bereich Nachhaltigkeit anbietet.

    Nachhaltigen Fahren: mehr als nur E-Autos

    Elektromobilität, vor allem E-Autos, sind dabei ein wichtiger, aber nicht der einzige Aspekt. „Für klimaneutrale Fahrzeugantriebe gibt es ein breites Spektrum an Energiequellen“, sagt Geuß. Neben dem batterieelektrischen Betrieb sei auch der Einsatz von Wasserstoff- Brennstoffzellen oder regenerativen Kraftstoffen denkbar, etwa Kraftstoffe aus Müll. „Es muss aber schon Biomüll sein, etwas Pflanzliches“, erklärt Geuß. „Wenn etwas vorher gewachsen ist und CO2 absorbiert hat, gleicht das die Emissionen bei der Verbrennung aus und der Prozess ist dann in der Summe klimaneutral.“

    Eine Rolle spiele auch die Verringerung des Kraftstoffverbrauchs, zum Beispiel durch eine Reduzierung des Gewichts oder die Verbesserung der Aerodynamik mit Fahrzeugformen, die weniger Luftwiderstand erzeugen. Im Vordergrund stehe der Antrieb, „aber die Studierenden lernen die Sicht auf das gesamte Fahrzeug kennen.“ Außerdem beschränke sich das Studium nicht nur auf klassische Pkws: „Bei uns geht es um alles, was Räder hat und auf dem Boden fährt.“ Die Studierenden beschäftigen sich auch mit Lkws, Motorrädern, Zügen, E-Bikes und Shuttle-Systemen. Der Fokus liege auf dem technischen Bereich: „Wir haben aber auch übergreifende Lehrveranstaltungen, in denen die gesellschaftliche Verantwortung des Themas behandelt wird.“

    Studieren für den Klimaschutz 1

    Autos mit besserem Klimaschutz begeistern auch Frauen

    Einschreiben können sich für das Studium alle Schülerinnen und Schüler mit Abitur oder Fachabitur. Einen vorgeschriebenen Abiturschnitt mit Numerus Clausus (NC) gibt es nicht. Auch eine Bewerbung ohne Abitur sei mit einer entsprechenden Berufsausbildung und Berufserfahrung möglich, sagt Geuß: „Wir haben einige Studierende ohne Abi, zum Beispiel mit einem Abschluss als Kfz-Meister.“ Vorkenntnisse seien nicht nötig, „Schulwissen reicht völlig, in den ersten drei Semestern bekommt man die mathematischen und physikalischen Grundlagen beigebracht.“ Wichtig sei jedoch Spaß an der Arbeit mit mathematischen und physikalischen Methoden: „Aber wer das nicht hat, wird sich wahrscheinlich gar nicht erst für ein MINT-Studium interessieren.“

    Doch wie sieht es mit den Frauen aus? Können sich auch Schülerinnen für einen technischen Studiengang mit dem Schwerpunkt Autos und Klimaschutz begeistern? Leider gebe es in den Ingenieurwissenschaften insgesamt eher wenig Studentinnen, räumt Geuß ein. Das Thema Fahrzeuge schrecke Mädchen und junge Frauen aber offenbar nicht ab. Mit etwa zehn bis 20 Prozent an weiblichen Studierenden sei der Frauenanteil im Studiengang Automobiltechnologie nicht geringer als in anderen Ingenieurfächern.

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    Do it yourself: studieren mit Praxisbezug

    Von Anfang an können die Studierenden der Fachrichtung Automobiltechnologie ihr Wissen auch direkt am Fahrzeug anwenden, etwa in den Laboren und Werkstätten der Hochschule oder den hochschuleigenen Prüfständen. „Weil die Abbruchquoten bei den Ingenieurwissenschaften oft etwas höher sind als zum Beispiel in BWL setzen wir bewusst auf einen hohen Praxisanteil“, berichtet Geuß.

    Zum Studienstart absolvieren die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure außerdem ein sechswöchiges Grundpraktikum, bei dem sie in Teams in einem Betrieb Einblicke in ihren späteren Beruf bekommen. Diese erste Praxiserfahrung könne beispielsweise in Werkstätten oder Ausbildungswerkstätten von Autoherstellern erworben werden und finde in manchen Fällen schon vor dem Studium statt.

    Bereits ab dem ersten Semester übernehmen die Studierenden kleine Praxisprojekte. „Jetzt im Wintersemester haben sie einen Fahrroboter gebaut und dabei alles selbst entwickelt“, erzählt Geuß: „Das hat den Studierenden sehr gut gefallen und sie noch einmal zusätzlich motiviert.“ Auch einen E-Scooter haben Studierende im Rahmen eines Teamprojekts entworfen und gebaut. Im vierten Semester sei ein Industriepraktikum vorgesehen, bei dem auch schon selbstständig gearbeitet werde: „Am Anfang des Studiums wird bei Praxisprojekten natürlich noch viel angeleitet, aber in den höheren Semestern läuft alles zunehmend eigenständig ab.“

    Arbeiten als Ingenieur*in

    Das Studium bereitet die Studierenden auf eine spätere Tätigkeit als Ingenieur*in vor. Wie man sich das konkret vorstellen kann? „Ein Entwicklungsingenieur entwirft zum Beispiel erst einmal am Computer ein Konzept von einem Fahrzeug“, erklärt Geuß. Dieses Fahrzeugmodell werde zunächst am Rechner getestet. Danach werde ein reales Modell gebaut, ein sogenannter Prototyp, der erst am Prüfstand und dann auf der Teststrecke getestet werde. In dem gesamten Prozess werden die Fahrzeuge laufend optimiert und bis zur Serienreife gebracht.

    „In kleinen Unternehmen ist man als Entwicklungsingenieur*in unter Umständen für alle diese Schritte zuständig“, sagt Geuß. Bei großen Firmen übernehme man dagegen häufig nur einen bestimmten Teilbereich, etwa in der Konzeption oder Testung oder beim Bau von Prototypen.


    Video ARD alpha Uni: Was macht ein*e Ingenieur*in?

    Mechatroniker arbeiten an den Schnittstellen zwischen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. Mechatroniker wie Stephan lassen Projekte der Industrie 4.0, kombiniert mit künstlicher Intelligenz, Wirklichkeit werden. Er arbeitet als Automatisierungsingenieur. In seinem Job befasst er sich unter anderem mit Maschinen, die Solarzellen schneiden. Das Video ist ein Film des Formats alpha Uni, einem Angebot von ARD alpha.


    Jobs für mehr Klimaschutz

    Die beruflichen Chancen für die Absolventen und Absolventinnen seien ausgesprochen gut, betont Geuß: „Der Mobilitätssektor ist einer der größten Industriezweige in Deutschland, und die Fahrzeuge müssen nachhaltiger werden.“ Ein Großteil der Studierenden werde später einmal als Entwicklungsingenieur*in für Hersteller oder Zulieferer von Autos, Lastwagen, Zügen oder E-Bikes arbeiten. „Das ist meistens der Einstieg, man kommt dann aber auch schnell in eine Team- oder Projektleitung.“

    Ebenfalls beliebt seien Tätigkeiten als Prüfingenieure oder Sachverständige, etwa zur Überwachung von Emissionen. Dieser Berufsweg komme bei seinen Studierenden „häufiger vor, als man denkt.“ Das Spektrum der Einsatzgebiete sei vielfältig: „Manche sind lieber am PC, andere mögen eher das Handwerkliche am Prüfstand.“ Der Studiengang biete sowohl Theoretikern als auch Praktikern die Möglichkeit, sich zu verwirklichen. Doch werden es die Ingenieurinnen und Ingenieure des Fachbereichs Automobiltechnologie schaffen, den Verkehr in Deutschland bis 2035 emissionsfrei zu machen? „Eine schwierige Frage“, sagt Geuß. „Technisch wird das realisierbar sein.“ Allerdings sei noch nicht absehbar, wie teuer die neuen Fahrzeugtechnologien sein werden. „Mobilität soll sich ja jeder leisten können“, so der Professor.


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