„Jeder soll für seinen Traum kämpfen“ – diesen Rat hat Dennis Schulze Schülerinnen und Schülern schon vor knapp acht Jahren für die Aktion „Stuzubi Bühnentalent 2015“ mit auf den Weg gegeben. Damals war Dennis 24 Jahre alt und im zweiten Jahr seiner Ausbildung an der Stage School Hamburg, einer der größten und ältesten privaten Bühnenfachschulen Deutschlands für Tanz, Gesang und Schauspiel.
Auch 2023 suchen wir wieder das „Stuzubi Bühnentalent“ – und haben Dennis erneut interviewt. Doch heute sitzt er in der Jury, wenn an der Stage die Aufnahmeprüfung stattfindet und ist gemeinsam mit seinem künstlerischen Führungsteam für die Gestaltung von Lehrplänen und die Auswahl von Dozenten und Dozentinnen zuständig. Mit nur 32 Jahren hat er die Stage School als Leiter und Firmeneigentümer übernommen. Im Stuzubi Magazin gibt er nun Tipps, wie du herausfinden kannst, ob du das Zeug für eine erfolgreiche Karriere auf der Bühne hast und erzählt, wie er selbst es bis nach ganz oben geschafft hat.
Stuzubi: Als wir dich vor acht Jahren getroffen haben, warst du noch Schüler an der Stage School, jetzt leitest du die Schule. Wie ist das möglich?
Dennis: Geplant war das so nicht. Nach meinem Abschluss war ich erstmal viel als Musicaldarsteller auf Tournee, hauptsächlich in der Titelrolle als Indianer „Yakari“. In Hamburg habe ich außerdem zum Beispiel bei „Hairspray“ und in Essen im Katakomben Theater beim Musical „Sophies Traum“ gespielt. Als ich kurz nach der Eröffnung unseres schuleigenen Theaters „First Stage“ ein Angebot für einen Job hinter den Kulissen bekam, war das für mich eher überraschend. Aber ich dachte mir, das ist vielleicht Schicksal. Hier geht eine Tür für mich auf, und da gehe ich jetzt einfach durch, das nehme ich mit. So habe ich dann die Seiten gewechselt.
Stuzubi: Vermisst du die Bühne nicht manchmal?
Dennis (lacht): Das werde ich oft gefragt. Aber ich bin so nah dran an den Schüler*innen, ich führe auch immer wieder Regie an unserem Theater. Oder ich begrüße das Publikum bei Aufführungen. Auch hier kommt die Ausbildung immer wieder zum Einsatz. Wenn das Mikro mal ausfällt, trägt meine Stimme in den Saal. Gutes Auftreten ist außerdem überall gefragt, insofern hat unsere Ausbildung fast etwas Universelles. Ich betreue unsere beiden Standorte, gestalte die Lehrpläne mit, bin intensiv in Kontakt mit unseren Dozentinnen und Dozenten und bin zum Beispiel auch bei den Aufnahmeprüfungen in der Jury. Insgesamt bin ich so stark in den Schulbetrieb eingebunden, das ist fast so, als würde ich selber auf der Bühne stehen.
Aufnahmeprüfung in Tanz, Gesang und Schauspiel
Stuzubi: Stichwort Aufnahmeprüfung: Wie läuft das ganze ab, und wer hat Chancen, genommen zu werden?
Dennis: Also zunächst einmal: Die Aufnahmeprüfung ist nicht die Abschlussprüfung. Wir konzentrieren uns hier auf das Potenzial der Leute, auf dem wir aufbauen können. Im Vordergrund stehen dabei die Stärken unserer Bewerber, und nicht der eine Ton, der vielleicht mal ein bisschen schief ist. Die Ausbildung bei uns umfasst drei Bereiche, Tanz, Gesang und Schauspiel. Wir erwarten aber nicht, dass die Leute in allen drei Sparten schon Vorerfahrungen mitbringen, wenn sie bei uns anfangen. Das ist beim heutigen Schulsystem auch gar nicht möglich, das wissen wir.
Ich war damals als ich mich beworben habe im Schulchor, hatte eine Band und habe in der Theater AG mitgemacht, aber mit Tanz kannte ich mich gar nicht aus, und war dann beim Abschluss trotzdem unter den Jahrgangsbesten. Grundsätzlich sind Erfahrungen in einem der drei Bereiche ausreichend, um sich bei uns bewerben zu können. Bei der Aufnahmeprüfung wird das Tanzen sogar bei uns an der Schule vorbereitet. Im Fach Gesang stellen die Bewerber*innen zwei Songs vor, und im Schauspiel halten sie einen Monolog. Wir schauen dann zum Beispiel, ob es jemand beim Tanz schafft, den Beat zu halten, wie er beim Singen das Klavier hört, oder wie die Stimme beim Monolog ist, ob das eher monoton klingt oder ob jemand Abwechslung und Farben reinbringt. Wichtig ist aber vor allem auch, dass man nicht zu verkopft in die Prüfung geht. Ich sage den Prüfungsteilnehmern immer, habt Spaß, dann wird das auch gut.
Bist du ein Bühnentalent?
Stuzubi: Gibt es bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die Bewerber*innen für die Stage School mitbringen sollten?
Dennis: Natürlich sollte man Geschmack an der Bühne gefunden haben. Aber bei den Darsteller*innen, die in dem Beruf erfolgreich sind, handelt es sich schon um einen bestimmten Menschentypus. Wenn du jemand bist, der den Raum betritt, und jeder hört dir zu, wenn du mit deinen Emotionen andere mit auf eine Reise nehmen kannst, dann bist du in dem Beruf richtig. Das ist etwas ganz besonderes, das nicht jeder hat. Wenn man zu dieser Sorte Mensch zählt, dann gehört man auf die Bühne.
Stuzubi: Die Stage School gilt mit den Fachrichtungen Tanz, Gesang und Schauspiel vor allem auch als Schule für Musicaldarsteller*innen. Aber nicht alle landen nach ihrem Abschluss beim Musical.
Dennis: Ja das ist richtig, viele machen nach der Ausbildung zwar tatsächlich Musical, viele aber auch nicht. Die beruflichen Möglichkeiten sind breit gefächert, auch auf anderen Plattformen, in Film und Fernsehen, im Gesang mit einer eigenen Band und vielem mehr. Wenn ich morgens aufwache, höre ich erstmal Julia und Richie, die an der Stage waren und jetzt die Morning-Show auf Radio Energy moderieren. Abends bei der Serie „Unter uns“ sehe ich dann Carina Koller und Sharon Berlinghoff, auch ehemalige Schülerinnen von uns. Auf Netflix synchronisiert Anna Kumosiak, eine unserer Dozentinnen, und Nina-Marlisa Lenzi moderiert auf Hamburg 1. Außerdem gibt es natürlich noch die alte Riege, Ralf Bauer, Lucy von den No Angels und Aleksandar Jovanovic, die alle auf der Stage waren. Oder Bernd Julius Arends, der hat jetzt ein eigenes Theater in Datteln, und Till Nau, inzwischen ein bekannter Choreograf – die Liste ist endlos. Die Leute verwirklichen sich auf ganz verschiedenen Wegen, und das ist auch gut so.
Stuzubi: Und die Dozentinnen und Dozenten, aus welchen beruflichen Richtungen kommen die?
Dennis: Wir haben einen langjährigen Dozentenstamm, der schon seit vielen Jahren bei uns lehrt und entsprechend weitreichende Erfahrungen hat. Unsere neueren Dozentinnen und Dozenten stehen aber vorwiegend selber noch auf der Bühne und bringen ihr aktuelles Know-how in die Ausbildung mit ein. Wobei ich aber hier bewusst nicht trennen möchte, die Lehrkräfte, die jetzt aus der Praxis zu uns kommen, sind nicht besser als die mit der langjährigen Lehrerfahrung. Die Mischung aus beidem macht es glaube ich aus und bringt die bestmöglichen Ausbildungsinhalte.
Aufstieg nach der Ausbildung: vom Schüler zum Schulleiter
Stuzubi: Dein eigener Werdegang ist für die Stage School aber eher atypisch. Wie hat sich das alles entwickelt?
Dennis: Als ich damals den Job an unserem Theater „First Stage“ antrat, war ich erstmal viel fürs Digitale zuständig, für Social Media, einen neuen Web-Auftritt oder Neuerungen wie Push-Nachrichten als App für die Schüler*innen. Kurz nachdem ich angefangen habe, kam dann der Schock: Corona. Das war ein Riesenaufwand, trotzdem den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten. Man kann bei uns auch nicht alles auf digital umstellen. Bei Musiktheorie geht das vielleicht, aber Gesang und Tanz, das muss in den Körper rein, das muss in die Muskulatur, online funktioniert das nicht. Wir haben trotzdem immer Möglichkeiten gefunden, den Unterricht auch in der Pandemie zu gewährleisten. Im Zuge von Corona und der ganzen Digitalisierung hat der vorherige Inhaber der Schule aber gesagt, jetzt ist einfach eine neue Zeit, und er möchte die Stage School an die jüngere Generation abgeben. Nachdem ich ohnehin schon lange in alles involviert war, habe ich also meine Vision von der Schule entwickelt und die Stage School 2022 komplett übernommen.
Stuzubi: Finanziert wird die Stage School aber natürlich auch über die Ausbildungsgebühren der Schüler*innen. Gibt es dafür Hilfen und Fördermöglichkeiten?
Dennis: Ja, wir haben verschiedene Unterstützungsangebote. Zum einen kann die Ausbildung über das Schüler-BAföG gefördert werden mit bis zu 580 Euro im Monat, die man nicht zurückzahlen muss. Zum anderen gibt es für außergewöhnliche Talente unsere Stipendien und jetzt neu auch einen Förderverein, der finanziell hilft. Eine wichtige Rolle spielen natürlich aber oft auch die Eltern. Ich finde es immer toll zu sehen, wenn Eltern ihre Kinder so fördern, dass sie ihre eigenen Begabungen und Interessen verwirklichen können. Leute, die ein Talent für die Bühne haben und andere mitnehmen, sind ein besonderer Schlag Mensch. So etwas muss man auf jeden Fall unterstützen. Das ist auch immer mein Credo: Ich möchte junge Talente für die Bühne fördern.
Stuzubi: Das ist ein schönes Schlusswort, wir danken dir für das Gespräch, Dennis.
Bühnentalent 2024: Bewirb dich jetzt
Gehörst du auch zu dieser besonderen Sorte von Menschen, die andere mitreißen können? Probier‘ es einfach aus. Die Stage School vergibt bei der Aktion Bühnentalent 2024 in Kooperation mit Stuzubi kostenfrei fünf Intensiv-Workshops für Tanz, Gesang und Schauspiel. Die Gewinner*innen können sich einen Workshop in der Stadt ihrer Wahl aussuchen. Wenn du die Dozent*innen mit deiner Qualifikation überzeugst, kann der Workshop als Aufnahmeprüfung für die Stage School gewertet werden. Herausragende Bewerber*innen lädt die Stage School zur Stipendienprüfung nach Hamburg ein, inklusive Übernachtung.
Teilnahmebedingungen | Du bist zwischen 16 und 26 Jahren und hast Vorerfahrungen in Tanz, Gesang oder Schauspiel. |
Bewerbung | Per Mail an stuzubi@stageschool.de mit Name, Anschrift, Telefonnummer, Geburtsdatum, aktuellem Foto, Infos zu Vorerfahrungen (falls vorhanden mit Video-Link) und Begründung, warum du das Stuzubi Bühnentalent werden möchtest. |
Einsendeschluss | 15. Dezember 2024 |
Weitere Infos | www.stageschool.de |
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