Was in anderen Ländern wie etwa den USA weit verbreitet ist, wird in Deutschland noch viel zu wenig genutzt: die Studienfinanzierung über ein Stipendium. Dabei gibt es jede Menge Angebote. Im Stuzubi Ratgeber Stipendium erfährst du, welche Arten von Stipendien fürs Studium es gibt und wie du sie bekommst.
Studieren ist harte Arbeit, bringt aber erst einmal kein Geld. Trotzdem sollte die Zeit, die du fürs Lernen brauchst, nicht für einen Nebenjob geopfert werden. Denn es gibt Möglichkeiten finanzieller Unterstützung – man muss sie nur kennen. Eine davon ist das Stipendium. Anders als das BAföG gibt es die Förderung in der Regel unabhängig vom Einkommen der Eltern und du musst das Geld auch nicht zurückzahlen. Was für Stipendien es gibt und wie du sie bekommst erfährst du hier.
Welche Stipendien gibt es?
Das größte und bekannteste Stipendium hierzulande ist das Deutschlandstipendium. Zu den Voraussetzungen für die Bewerbung zählen beim Deutschlandstipendium gute Noten, aber auch besondere Lebenssituationen wie familiäre Probleme werden berücksichtigt. Auch ehrenamtliches Engagement verbessert die Chancen bei einer Bewerbung für ein Deutschlandstipendium. Die älteste Stiftung für Stipendien ist die Studienstiftung des Deutschen Volkes. Das Deutschlandstipendium und die Studienstiftung des Deutschen Volkes sind politisch unabhängig und vergeben ihre Stipendien bevorzugt an besonders begabte Bewerber*innen.
Auch die Stiftungen der großen Parteien vergeben Stipendien:
- Friedrich Ebert Stiftung (SPD)
- Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP)
- Hanns-Seidel-Stiftung (CSU)
- Heinrich Böll Stiftung (Bündnis 90/Die Grünen)
- Konrad Adenauer Stiftung (CDU)
- Rosa Luxemburg Stiftung (Die Linke)
Wer sich hier bewirbt, muss nicht unbedingt Parteimitlied sein – eine gewisse Parteinähe ist aber vorteilhaft. Gesellschaftliches Engagement bringt bei der Bewerbung Pluspunkte.
Die Kirchen fördern Studierende mit konfessionellen Stiftungen:
Auch hier spielt ehrenamtliches Engagement und die Zugehörigkeit zur Kirche bei der Vergabe eine Rolle.
Lohnenswert ist es außerdem, sich auch über weniger bekannte Stipendien zu informieren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat dafür eine Datenbank ins Netz gestellt. Unter www.stipendenlotse.de kannst du nach Stipendien in deiner Region, an deiner Hochschule, für dein Studienfach, nach Auslandsstipendien und vielen weiteren Suchkriterien recherchieren.
Das Auslandsstipendium
Auch ein Auslandsstudium kannst du mit einem Stipendium finanzieren. Wer ein oder mehrere Auslandssemester an einer Hochschule im europäischen Ausland verbringen möchte, kann sich für das Förderprogramm Erasmus + der EU bewerben. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) unterstützt Studierende bei Auslandsaufenthalten auf der ganzen Welt. Ein Auslandsstipendium steuert nicht nur Geld für den Lebensunterhalt bei. Oft können auch die Studiengebühren mit den Fördermitteln bezahlt werden, die an ausländischen Hochschulen mitunter richtig teuer sind. Bei einigen Programmen ist sogar ein Zuschuss zu den Reisekosten enthalten.
Für einen Auslandsaufenthalt kannst du übrigens auch eine finanzielle Förderung bekommen, wenn du eine Ausbildung machst. Das Förderprogramm Erasmus + der Europäischen Union unterstützt zum Beispiel ein Auslandspraktikum in der Ausbildung. Firmen, die ihre Auszubildenden in ferne Länder schicken möchten, können bei dem Programm Ausbildung Weltweit Fördergelder beantragen.
Wer kann sich bewerben?
Die Voraussetzungen für Stipendien sind je nach Art der Förderung ganz verschieden. Ein Gerücht ist jedoch, dass nur Überflieger mit Einser-Abi Chancen auf die finanzielle Unterstützung haben. Auch ehrenamtliches Engagement, besondere außerschulische Fähigkeiten und der Ausgleich bestimmter Benachteiligungen oder schwieriger persönlicher Verhältnisse können bei der Vergabe eine Rolle spielen – etwa eine chronische Erkrankung oder alleinerziehend zu sein. Es gibt Förderprogramme, die nur an Kinder von Eltern bestimmter Berufsgruppen vergeben werden, etwa an Söhne und Töchter aus Arztfamilien, oder Förderprogramme, die sich an Studierende aus bestimmten Städten richten. Die Vergabekriterien sind sehr vielfältig – du wirst überrascht sein.
Meistens wird mit einem Stipendium ein Studium gefördert. Dabei kann es sich um ein Bacherlorstudium, ein Masterstudium oder auch um eine Promotion handeln. In diesen Fällen ist natürlich die Hochschulreife oder Fachhochschulreife nötig. Gute Noten sind immer von Vorteil, aber nicht zwingend das ausschlaggebende Kriterium. Häufig gibt es auch bestimmte Altersgrenzen. Wer ein Studium plant, sollte sich ausführlich über die verschiedenen Stipendien informieren und sich bewerben – die Aussichten auf Erfolg sind besser als du denkst.
Welche Förderangebote bieten Stipendien?
Ein Stipendium unterstützt dich nicht nur mit Geld. Einige Programme beinhalten auch eine persönliche Betreuung der Studierenden. Die Stipendiaten und Stipendiatinnen werden zum Beispiel zu Tagungen eingeladen und können so interessante Kontakte für den späteren Berufseinstieg oder eine wissenschaftliche Laufbahn knüpfen. Auch Veranstaltungen wie Sommercamps werden bei manchen Programmen angeboten. Alumni-Netzwerke vermitteln Verbindungen zu Unternehmen und schaffen damit ein Sprungbrett für einen erfolgreichen Karrierestart.
Wie viel Geld bekomme ich mit einem Stipendium?
Die Höhe der Zahlungen variiert je nach Stipendienprogramm. Wer BAföG bezieht, sollte sich im Vorfeld genau informieren. Manchmal werden Teile der Förderung, in seltenen Fällen sogar die ganze Summe, auf das BAföG angerechnet. Beim Deutschlandstipendium beträgt die Förderung 300 Euro im Monat, und sie wird nicht vom BAföG abgezogen. Ausgezahlt wird das Geld mindestens zwei Semester lang. Grundsätzlich kann das Deutschlandstipendium sogar für die gesamte Studiendauer bezogen werden, wenn die Regelstudienzeit nicht überschritten wird. Es gibt aber auch Stipendien, die deutlich höher ausfallen. Manche Dissertationen und Auslandsprojekte werden sogar mit vierstelligen Beträgen pro Monat gefördert.
Wie hoch ist meine Chance auf ein Stipendium?
Das Deutschlandstipendium, das die meisten Fördermittel bereitstellt, wurde im Wintersemester 2020/21 an mehr als 28.000 Studierende vergeben. Das bedeutet: Rund ein Prozent aller Studierenden finanzieren ihr Studium mit dem Deutschlandstipendium. Viele kleinere Stiftungen bleiben allerdings sogar auf ihren Fördermitteln sitzen, weil sie keine Bewerber*innen finden, die ihre geforderten Kriterien erfüllen. Vor dem Studium etwas Zeit in die Recherche passender Stipendien zu investieren lohnt sich deshalb auf jeden Fall.