Du weißt über deine Stärken und Interessen Bescheid, hast vielleicht schon einen Berufswahltest wie den Stuzubi Orientierungstest absolviert, und bist bereit, erste konkrete Entscheidungen zu treffen? Dann stellt sich jetzt für dich die Frage: Ausbildung oder Studium?

Ausbildung, Studium, duales Studium: Vor- und Nachteile

    Vorteile Ausbildung

    Auch wenn du Abitur machst, ist eine Ausbildung nach dem Schulabschluss eine interessante Option. Diese Argumente sprechen für eine Ausbildung:

    • Du startest direkt ins echte Berufsleben. Deine Arbeit als Azubi im Betrieb dient nicht nur der Übung, sondern du leistest einen realen Beitrag für Gesellschaft und Wirtschaft.
    • Du siehst, wozu dein Wissen gut ist. Was du in der Berufsschule lernst, kannst du als Auszubildende*r in deinem Unternehmen in der Praxis anwenden.
    • Du bist schneller fertig. Eine Ausbildung dauert meistens drei Jahre, Abiturienten und Abiturientinnen können die Ausbildung in der Regel auf zwei Jahre verkürzen. Zum Vergleich: Ein Studium dauert normalerweise acht Semester bis zum Bachelor, das sind vier Jahre.
    • Du bekommst von Anfang an ein monatliches Ausbildungsgehalt. Wie viel du als Auszubildende*r in den verschiedenen Berufen verdienen kannst, verrät dir unser Beitrag zum Ausbildungsgehalt.
    • Mit einer Berufsausbildung kannst du die Wartezeit auf einen Studienplatz verkürzen.
    • Wenn du zusätzlich zum Hochschulabschluss einen Ausbildungsabschluss hast, bringt dir das später bei Bewerbungen und bei deiner beruflichen Karriere große Vorteile.

    Extra-Tipp: Welche Vorteile du mit einer Ausbildung gegenüber Hochschulabsolventen und – absolventinnen hast, erfährst du im Stuzubi Experteninterview mit Jens Brandenburg vom Bundesbildungsministerium.

    Nachteile Ausbildung

    Bei der Frage Ausbildung oder Studium gibt es für die Berufsausbildung auf der Contra-Seite diese Aspekte:

    • Lerninhalte sind stärker vorgegeben als beim Studium.
    • Als Auszubildende*r arbeitest du normalerweise acht Stunden am Tag und hast nicht so viele Möglichkeiten, dir deine Zeit frei einzuteilen, wie an der Uni.
    • Du hast nicht so viele Spielräume, um Dinge auszuprobieren. Praktika in verschiedenen Branchen zu absolvieren oder bei Nebenjobs in unterschiedliche Berufe hineinzuschnuppern geht als Azubi nicht.
    • Auch mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung kannst du in eine Führungsposition aufsteigen, mit einem Hochschulabschluss sind deine Chancen aber besser.
    • Je nach Fachrichtig ist das Gesamteinkommen bezogen auf das ganze Arbeitsleben nach aktuellem Stand häufig niedriger als bei Akademikern.

    Vorteile Studium

    Studieren lohnt sich aus vielen Gründen:

    • Vor allem wenn du an der Universität studierst, kannst du den Dingen wirklich auf den Grund gehen. Du bist in Kontakt mit Wissenschaftler*innen und Forscher*innen und wirst in deinem Fachgebiet Schritt für Schritt zum Experten oder zur Expertin ausgebildet.
    • Du kannst beim Studieren selbst inhaltliche Schwerpunkte setzen und dich mit den Themen, die dich besonders interessieren, intensiv auseinandersetzen.
    • Bei überdurchschnittlichen Leistungen kannst du nach deinem Bachelor und Master promovieren, dich nach dem Doktortitel habilitieren und sogar Professor*in werden.
    • Bist du eher praxisorientiert, bietet dir die Fachhochschule (FH) oder Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Einblicke, wie akademisches Wissen in der Wirtschaft genutzt wird.
    • Im Studium hast du viele Spielräume und Freiheiten, die du zum Beispiel für Auslandsaufenthalte, Praktika, Jobs oder ehrenamtliches Engagement nutzen kannst.
    • Mit einem Hochschulabschluss hast du gute Chancen auf einen interessanten, gut bezahlten Job. Mit einem Bachelor oder Master kannst du dich auf inhaltlich anspruchsvolle Stellen bewerben oder dich auch zur Führungskraft weiterentwickeln.
    • Zwar unterscheiden sich Gehälter deutlich nach Beruf und Region, im Durchschnitt verdienen Akademiker*innen aber immer noch mehr als Mitarbeiter*innen mit Berufsausbildung.
    Ausbildung oder Studium? 1

    Nachteile Studium

    Ein Studium hat neben vielen Vorteilen ebenfalls auch einige Nachteile:

    • Studieren kosten Geld. Mit BAföG und Nebenjobs den Lebensunterhalt zu finanzieren ist oft gar nicht so einfach. Tipps zur Studienfinanzierung findest du in unserem Ratgeber Orga &Finanzen.
    • Wenn du studierst, brauchst du ein gewisses Maß an Selbstdisziplin. Gehst du nicht in die Vorlesung oder feierst lieber, statt zu lernen, wird dir niemand Druck machen. Aber: Am Ende fällst du wahrscheinlich durch die Prüfung.
    • Gerade an großen Universitäten herrscht bei beliebten Studiengängen Massenbetrieb. Für deine Dozenten bist du oft nur eine Matrikelnummer, und auch Leute kennenzulernen kann schwierig werden. Diese Anonymität liegt nicht jedem.
    • Wozu brauche ich das? Die Frage nach dem Nutzen des Gelernten kann sich an der Uni durchaus stellen. Denn du eignest dir zum Teil sehr spezielles Wissen an, gleiches gilt für die Themen. Was dich an der Universität erwartet, zeigen die Titel so mancher Bachelorarbeiten. Ein Beispiel: Wie nehmen die Erholungssuchenden in den Süchtelner Höhen oder im Hohen Busch den Stadtwald im Hinblick auf die Nutzung und Bewirtschaftung wahr? (Bachelorarbeit aus den Forstwissenschaften)
    • Nach dem Hochschulabschluss stehst du unter Umständen vor dem gleichen Problem wie nach dem Abitur: Du musst dich erneut beruflich orientieren. Für viele Studiengänge gibt es kein klares Berufsbild. Das bietet Flexibilität, kann aber die Jobsuche auch erschweren.

    Dual studieren: Ausbildung und Studium

    Eine mögliche Antwort auf die Frage Ausbildung oder Studium kann auch sein: Ausbildung und Studium. Beim dualen Studium absolvierst du einen Bachelor an einer Hochschule und wirst gleichzeitig in einem Unternehmen praxisbezogen für deinen späteren Beruf ausgebildet. Sogenannte ausbildungsorientierte duale Studiengänge beinhalten dabei sogar einen anerkannten Abschluss in einem Ausbildungsberuf mit einer Prüfung an der IHK oder Handwerkskammer. Ein weiterer Vorteil beim dualen Studium: Du bekommst ein Ausbildungsgehalt. Nachteil: Duale Studiengänge sind teilweise eher auf die Erfordernisse des jeweiligen Ausbildungsbetriebs ausgelegt und lassen weniger Spielräume für eigene Schwerpunkte.

    Ausbildung oder Studium? Zahlen & Fakten

    Die Antwort auf die Frage Ausbildung oder Studium fällt bei den meisten Schülerinnen und Schülern eindeutig aus: Seit rund zehn Jahren entscheidet sich die Mehrheit von ihnen laut Statistischem Bundesamt für eine Universität oder Hochschule. Lag die Studienanfängerquote – das ist der Anteil der Studienanfänger*innen eines Geburtsjahrgangs – im Jahr 2000 bei gerade einmal einem Drittel, ist er seit 2011 durchgehend über 50 Prozent.

    Zwar verzeichnete die Studienanfängerquote 2020 mit drei Prozentpunkten den stärksten Rückgang seit 20 Jahren, mit 54,8 Prozent bleibt der Run auf die Hochschulen aber insgesamt ungebrochen. Das Problem dabei: In der Generation, die jetzt in Rente geht, gab es hauptsächlich Facharbeiter*innen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Aktuell werden deshalb mehr Bewerber*innen mit Ausbildungsabschluss als mit Hochschulabschluss gesucht. Stehst du vor der Entscheidung Ausbildung oder Studium, lohnt es sich auf jeden Fall, auch diesen Aspekt mit zu bedenken.


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    3 Antworten

    1. Besonders viele Abiturienten/-innen möchten heute “unbedingt” studieren und vergessen, dass manchmal eine Ausbildung der richtige Weg nach der Schule sein kann, um gut in den Beruf zu starten. Es ist wichtig, zu überlegen, welches Studium das richtige ist, und ob FH oder Uni besser zu mir passt, oder ob eine Ausbildung der passende Weg ist. Viele Betriebe haben z.B. Schwierigkeiten, geeignete Bewerber zu finden. Liebe Schüler/-innen, informiert Euch gut und geht Euren eigenen Weg, der sich für Euch richtig anfühlt! Viel Erfolg mit dem Studium/ der Ausbildung!

      1. Vielen Dank für die Anfrage. Die Studienanfängerquote wird vom Statistischen Bundesamt erfasst und ist abrufbar unter diesem Link. Sie ist seit 2013 leicht gesunken und bewegt sich seit 2020 zwischen rund 56/57 Prozent. Die aktuellen Zahlen liegen bei rund 57 Prozent (Stand 2023, vorläufige Daten). Die veröffentlichte Erfassung geht bis 2013 zurück, ältere Daten können angefordert werden, sind aber möglicherweise Kostenpflichtig.

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