Die eigene sexuelle Orientierung finden

Sexuelle Orientierung finden © Adobe Stock

„Geahnt habe ich es schon mit elf oder zwölf Jahren“ erinnert sich Lena (Name von der Redaktion geändert). „Ich habe echt versucht, Elyas M’Barek toll zu finden, so wie die anderen Mädchen in der Schule auch, aber bei mir hat das einfach nicht funktioniert.“ Heute ist Lena 25 und sich über ihre sexuelle Orientierung bewusst: Sie lebt seit rund eineinhalb Jahren in einer festen Beziehung mit einer Frau.

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    Bis sie sich über ihre sexuelle Orientierung eindeutig klar war, hat es lange gedauert. Angst vor Vorurteilen und Ablehnung in ihrem Umfeld sei dabei gar nicht das Problem gewesen, räumt sie ein: „In meiner Clique am Gymnasium gab es mehrere queere Leute.“ Trotzdem habe sie Hemmungen gehabt: „Ich wollte mir erst ganz sicher sein. Im Freundeskreis war ich deshalb erstmal immer diejenige, die gar keine Beziehung hatte.“ Selbst bei ihrem Praktikum zum Thema Queerness habe sie sich nicht mitgeteilt.

    Die Wende kam, als Lena für ein Jahr ins Ausland ging. „Ich dachte, das ist eine gute Gelegenheit.“ Bei ihrem Auslandsjahr in Schweden habe sie ihre sexuelle Orientierung von Anfang an klar kommuniziert. Eine Rolle habe dabei auch gespielt, dass ihr Aufenthalt dort zeitlich begrenzt gewesen sei: „Da habe ich mich dann einfach getraut.“

    Aufgenommen worden sei ihr Coming Out in Schweden „völlig selbstverständlich“ – und nicht nur dort. Denn als Lena von ihrem Auslandsaufenthalt zurückkam, war sei nicht mehr allein. „Bei meinem Auslandsjahr habe ich meine Partnerin kennengelernt“ berichtet sie. Wie ihr Umfeld in Deutschland auf Lenas Liebe zu einer Frau reagiert hat? „Meine Mutter war total tiefenentspannt.“ Von ihr habe sie aber auch nichts anderes erwartet.

    Wie hat Lenas Familie auf ihre sexuelle Orientierung reagiert?

    Ein bisschen Sorge habe sie aber wegen ihrer Großeltern gehabt. Zu Unrecht, wie sich herausstellte. „Die haben nur gesagt, ‚ach ja, das ist eben heute so‘“, sagt Lena und lacht. Ihr Vater, der aus dem Iran stamme, sei ein bisschen zögerlich gewesen: „Er ist aber nicht gläubig und hat auch kein Problem damit, aber ich hatte am Anfang das Gefühl, er musste sich noch etwas daran gewöhnen.“

    Doch wie geht die Gesellschaft mit dem Thema sexuelle Orientierung um? Ist es zum Beispiel schwierig, als lesbisches Paar eine gemeinsame Wohnung zu finden? Lena lebt schon seit einiger Zeit mit ihrer Freundin zusammen. Bei der Wohnungssuche habe sie immer mit offenen Karten gespielt: „Wir haben uns überall als Paar beworben.“

    Eine Wohnung finden als lesbisches Paar

    Kein*e Vermieter*in sei ihnen mit Vorbehalten begegnet. Auf jede Anfrage habe sie eine Antwort erhalten und sie sei mit ihrer Freundin auch oft zu Besichtigungen eingeladen worden. Ihre neue Vermieterin habe den bevorstehenden Einzug der beiden Bewohnerinnen lediglich mit der Bemerkung „sowas hatten wir hier noch gar nicht“ kommentiert, erzählt Lena. Es sei dabei aber gar nicht eindeutig klar geworden, was damit gemeint gewesen sei. Möglicherweise habe sich die Vermieterin auch auf das junge Alter oder die Internationalität des Paares bezogen: „Wir haben das dann einfach mit Humor genommen.“ Sogar beim bevorstehenden Umzug der beiden ins begehrte München fanden die beiden schnell und einfach eine Wohnung.

    Diskriminierung in Bezug auf sexuelle Orientierung habe sie nie erlebt: „Das ist komplett an mir vorbeigegangen.“ Wenn sie mit ihrer Freundin händchenhaltend spazieren gehe, sei sie keinen Anfeindungen ausgesetzt. Dennoch sei Vorsicht geboten: „Wir drehen uns schon immer um und schauen, wer hinter uns ist. Wenn jetzt zum Beispiel betrunkene Fußballfans in der Nähe sind oder wir die Situation nicht einschätzen können, machen wir das nicht.“

    Mit welchen Benachteiligungen queere, inter- und trans* Menschen auch heute noch konfrontiert sind, erklärt die Expertin Dr. Claudia Krell im Stuzubi Interview zum Thema Queer in Schule, Ausbildung und Studium. Auch Lena sieht bei der Gleichstellung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt noch viel Handlungsbedarf. Nach ihrem Psychologiestudium möchte sie deshalb in der Frauen- und Mädchenarbeit im Bereich Queerness beruflich aktiv werden. „Bei mir lief alles gut“, sagt sie. „Aber ich weiß, dass das nicht immer so ist und möchte andere Frauen beraten und unterstützen.“

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