Eine 40-Stundenwoche im Büro – das mag nicht jede*r. Wenn du Abwechslung brauchst und am Ende deines Arbeitstags jeden Tag sehen willst, was du heute geleistet hast, sind Handwerksberufe für dich vielleicht die perfekte Alternative zu PC und Schreibtisch. Mit einem Plus von 4,5 Prozent bei den neuen Ausbildungsverträgen (Stand: Juli 2023, vorläufige Auswertung) wird das Handwerk bei Schüler*innen aktuell auch wieder mehr und mehr zum Trend. Welche Karrierechancen dir Handwerksberufe bieten verrät dir unser Beitrag.

Berufliche Aussichten im Handwerk

    Beliebte Handwerksberufe

    Ins Handwerk zu gehen, das ist für viele Schüler*innen erst einmal eine Grundsatzentscheidung. Häufig seien Jugendliche, die zu ihr in die Beratung kämen, zunächst ganz allgemein an Handwerksberufen interessiert, erzählt Ann-Kathrin Lauf, Ausbildungsberaterin der Handwerkskammer Düsseldorf: „Dann finden wir gemeinsam heraus, in welche Richtung es gehen kann.“

    Besonders oft werden laut einer Auswertung des Bundesinstituts für Berufliche Bildung Ausbildungsverträge abgeschlossen für handwerkliche Berufe aus den Fachrichtungen:

    • Kraftfahrzeugmechatroniker*in
    • Elektroniker*in
    • Anlagenmechaniker*in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
    • Tischler*in
    • Maler*in und Lackierer*in

    Handwerksberuf mit Zukunft: Handwerk & Klimaschutz

    Gut sind deine Aussichten aktuell vor allem in Handwerksberufen aus dem Bereich Energie, Elektronik und Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Der Grund: Für die Umsetzung der Energiewende werden ausgebildete Handwerker*innen in grünen Berufen dringend gebraucht.

    Das gilt unter anderem auch für Hamburg. Im klassischen Klimahandwerk wie der Ausbildung zum/zur Anlagenmechaniker*in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder zum/zur Elektroniker*in gebe es in ihrem Einzugsgebiet die meisten Stellenangebote, berichtet Stephanie Anders, Referentin für Bildungspolitik bei der Handwerkskammer Hamburg. „Langsam kommt es überall in der Kommunikation an, dass es ohne das Handwerk mit der Energiewende nichts wird“, sagt sie. Um den Klimawandel aufzuhalten seien zum Beispiel Solar-Panels, Windkraftanlagen und E-Autos nötig: „Das muss alles gebaut und gewartet werden“, erklärt sie. Im Handwerk sei deshalb auch in Zukunft immer etwas zu tun.

    Jugendliche, vor allem Abituriente*innen, „sind da teilweise bestens informiert“, sagt Lauf. „Sie wissen, welchen Bedarf und was für einen Markt es hier gibt und kennen die guten Verdienstmöglichkeiten, auch im Hinblick auf eine Selbstständigkeit.“

    Kreative Handwerksberufe: Tischler*in und Goldschmiede Ausbildung

    Beliebt sind auch Handwerksberufe im kreativen Bereich. Viele Mädchen mit Abitur interessieren sich beispielsweise für eine Goldschmiede Ausbildung oder wollen Tischlerin werden. Für diese Berufe gebe es aber nur wenig Ausbildungsplätze, räumt Lauf ein. Außerdem hätten die Schüler*innen häufig „romantische Vorstellungen“ davon, was sie später im Arbeitsleben als Goldschmiedin oder Tischlerin erwarte.

    Zwar könne man im Kunsthandwerk „wenn man sich selbstständig macht und irgendwann einen gewissen Namen hat schon kreativ arbeiten und unter Umständen auch gut verdienen.“ Allerdings müsse man räumlich flexibel und bereit sein, für die Ausbildung vielleicht auch umzuziehen. In der Ausbildung selbst sei Kreativität außerdem häufig gar nicht so gefragt. In vielen Tischlereibetrieben würden hauptsächlich Fenster oder Bedarf für den Messebau herbestellt. „Wir wollen natürlich keine Träume zerstören“, sagt Lauf. Als Ausbildungsberaterin unterziehe sie die Berufswünsche aber auch immer einem „Realitätscheck“.

    Mädchen im Handwerk

    Insgesamt sind handwerkliche Berufe immer noch männerdominiert. Im Raum Hamburg ist der Frauenanteil im Handwerk sogar gesunken. „Im Moment liegen wir bei 20 Prozent. Da waren wir schon mal besser, vor zehn bis 15 Jahren hatten wir 30 Prozent Frauen“, sagt Stephanie Anders von der Handwerkskammer Hamburg. Grund für den Rückgang sei, dass es in sonst eher frauentypischen Berufen jetzt weniger Bewerberinnen gebe, erklärt sie. Handwerksberufe mit traditionell vielen Frauen seien zum Beispiel Friseur*in, Fachverkäufer*in im Lebensmittelhandwerk, Änderungsschneider*in, Konditor*in und Kosmetiker*in, aber auch Augenoptiker*in und Orthopädietechnik-Mechaniker*in. Vor allem bei den Friseurinnen und Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk habe man in den vergangenen Jahren aber viele Frauen verloren.

    Der Frauenanteil hänge stark von der Branche ab, sagt auch Ann-Kathrin Lauf von der Handwerkskammer Düsseldorf. Grundsätzlich könnten sich Mädchen aber auf Ausbildungsplätze in allen Handwerksberufen bewerben. Die körperliche Konstitution spiele heutzutage kaum noch eine Rolle. Sämtliche Jobs seien auch für Frauen zu bewältigen, außerdem gebe es viele technische Hilfsmitteln wie Geräten zum Heben oder teilweise sogar Exoskelette. Natürlich seien bestimmte Berufe körperlich anstrengend, räumt Lauf ein: „Aber eine gut trainierte Frau schafft das unter Umständen besser als ein unfitter Gamer.“

    Bestbezahlte Handwerksberufe

    Wie hoch dein Gehalt als Handwerker*in ist, richtet sich nach vielen Faktoren: deinem Beruf, der Branche, der Region und dem Betrieb, in dem du arbeitest. Wo Fachkräftemangel herrsche, wie zum Beispiel in der Baubranche, werde häufig übertariflich bezahlt, sagt Lauf. Schon in der Ausbildung werde hier gut verdient, „im Bauhandwerk geht es teilweise im ersten Lehrjahr mit rund 900 Euro los, das ist in etwa vergleichbar mit dem öffentlichen Dienst.“

    Beruf1. Lehrjahr**2. Lehrjahr**3. Lehrjahr**4. Lehrjahr**Gehalt nach
    Ausbildung*
    Hochbaufacharbeiter*in  Feuerungs- und Schornsteinbauarbeiten880-935 €1.095-1.230 €2-jährige
    Ausbildung
    4.100 €
    Informationselektroniker*in800-1.000 €850-1.050 €900-1.150 €950-1.250 €4.100 €
    Elektroniker*in Automatisierungstechnik (Handwerk)1.030-1155 €1.080-1.190 €1.160-1.260 €1.235-1.330 €4.000 €
    Präzisionswerkzeugmechaniker*in650-1.060 €760-1.110 €850-1.200 €910-1.250 €4.000 €
    Tiefbaufacharbeiter*in Gleisbauarbeiten880-935 €1.095-1.230 €2-jährige
    Ausbildung
    3.900 €
    Gut bezahlte Handwerksberufe

    *gerundet, Monatsgehalt brutto im Median, Quelle: Entgeltatlas der Arbeitsagentur, Stand: 2024

    **gerundet, Quelle: Berufenet der Arbeitsagentur

    Wichtig sei bei Handwerksberufen außerdem das Thema Weiterbildung, betont Lauf. Mit einer Fortbildung steige das Gehalt. Einen „deutlichen Sprung“ gebe es außerdem noch einmal bei einer Unternehmensgründung. „Wenn man sich selbstständig macht, da kann man dann die Marke von 100.000 Euro Jahresgehalt schnell mal knacken“, sagt die Expertin.

    Handwerksberufe 1

    Aufstiegsmöglichkeiten nach einer Ausbildung im Handwerk

    Die bekannteste Aufstiegsmöglichkeit im Handwerk ist die Weiterbildung zum/zur Meister*in. Je nach Region und Beruf kannst du manchmal schon in der Ausbildung erste Kurse für deine Meisterprüfung absolvieren. Unter Umständen musst du aber auch ein paar Jahre Berufserfahrung mitbringen, bevor du starten kannst. Vor der Meisterprüfung erst einmal eine Zeit lang zu arbeiten ist auch deshalb sinnvoll, um Geld zurücklegen zu können, denn die Fortbildung zum/zur Meister*in ist nicht ganz billig ist. Doch die Investition lohnt sich. Als Meister*in hast du beste Voraussetzungen, um dich selbstständig zu machen. Die Kurse beinhalten nämlich nicht nur fachliches, sondern auch betriebswirtschaftliches Know-how.

    Auch wenn du weiter angestellt arbeitest, verdienst du als Meister*in erheblich mehr als Fachkräfte mit einer einfachen Ausbildung in einem Handwerksberuf. In der Regel werden Meister*innen in verantwortungsvollen Positionen, oft auch mit Führungsfunktion, eingesetzt. Und falls dein Wissensdurst nach der Meisterprüfung noch nicht gestillt ist: Die Weiterbildung zum/zur Meister*in entspricht dem allgemeinen Abitur, so dass du sogar noch an die Uni gehen kannst. Mehr dazu findest du in unserem Beitrag Studieren ohne Abitur.

    In technischen Handwerksberufen kannst du dich zum/zur Techniker*in weiterbilden und dadurch ebenfalls in gehobene Positionen mit mehr Verantwortung und höherem Gehalt kommen. Auch als Techniker*in kannst du je nach Bundesland an einer Uni oder Hochschule studieren. Außerdem kannst du dich nach einer handwerklichen Ausbildung mit einer Fortbildung auf bestimmte Teilbereiche deines Berufs spezialisieren und so zum/zur gefragten Expert*in werden, ebenfalls mit steigendem Gehalt.

    Ausbildung im Handwerk: Stellenangebote

    Du interessierst dich für Handwerksberufe? In der Stuzubi Stellenbörse findest du laufend aktuelle Angebote für Ausbildungsplätze in deiner Region, zum Beispiel als

    u.v.m.

    Verzeichnis der Handwerkskammern

    Betreut werden Ausbildungen für Handwerksberufe von den Handwerkskammern. Insgesamt gibt es in Deutschland 53 regionale Handwerkskammern. Immer wieder beteiligen sich die Handwerkskammern auch als Aussteller an der Studien- und Ausbildungsmesse Stuzubi. An den Messeständen der HWKs kannst du dich zum Thema Ausbildung im Handwerk beraten lassen und zum Beispiel auch nach einem Praktikum in deiner Region fragen.

    Handwerkskammern SüddeutschlandHandwerkskammern NRW, Hessen, RP, SaarlandHandwerkskammern OstdeutschlandHandwerkskammern Norddeutschland
    HWK FreiburgHWK AachenHWK BerlinHWK Braunschweig-Lüneburg-Stade
    HWK Heilbronn-FrankenHWK DortmundHWK ChemnitzHWK Bremen
    HWK KarlsruheHWK DüsseldorfHWK CottbusHWK Flenssburg
    HWK KoblenzHWK Frankfurt a.M.HWK DresdenHWK Hamburg
    HWK KonstanzHWK KasselHWK ErfurtHWK Hannover
    HWK MittelfrankenHWK KölnHWK Frankfurt Oder / OstbrandenburgHWK Hildesheim-Südniedersachsen
    HWK München OberbayernHWK Mannheim Rhein-Neckar-OdenwaldHWK HalleHWK Lübeck
    HWK Niederbayern-OberpfalzHWK MünsterHWK LeipzigHWK Oldenburg
    HWK OberfrankenHWK der PfalzHWK MagdeburgHWK Osnabrück
    HWK ReutlingenHWK Ostwestfalen-Lippe zu BielefeldHWK Ostmecklenburg-VorpommernHWK Ostfriesland
    HWK SchwabenHWK RheinhessenHWK Ostthüringen 
    HWK StuttgartHWK SaarlandHWK Potsdam 
    HWK TrierHWK SüdwestfalenHWK Schwerin 
    HWK UlmHWK WiesbadenHWK Südthüringen 
    HWK Unterfranken   
    Verzeichnis der Handwerkskammern

    Handwerksberufe entdecken auf der Karrieremesse Stuzubi

    Auf der Studien- und Ausbildungsmesse Stuzubi kannst du an vielen Standorten Handwerksbetriebe kennenlernen und dich aus erster Hand über Handwerksberufe informieren. Regionale Handwerkskammern sind 2024 zum Beispiel unter anderem an folgenden Standorten vor Ort:

    Online Messe Stuzubi Digital © Stuzubi GmbH

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