Doch die richtige Berufsausbildung zu finden ist oft gar nicht so einfach. „Einige Ausbildungsberufe sind sehr bekannt, von vielen Möglichkeiten wissen die Schüler*innen aber auch gar nichts“, sagt Karen Marcus, die bei der Aus- und Weiterbildungsberatung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig für das Projekt „Passgenaue Besetzung“ zuständig ist. Viele Jugendliche greifen deshalb auf gängige Berufsbilder zurück. Doch die Möglichkeiten sind vielfältig. Ein paar der begehrtesten Ausbildungsberufe stellen wir dir hier vor. Weitere Berufsbeschreibungen findest du in unserem Ratgeber Berufe von A bis Z.

Die richtige Ausbildung finden

    Die beliebtesten Ausbildungsberufe

    An der Rangliste der meistgewählten Ausbildungsberufe ändert sich seit Jahrzehnten nur wenig. Auch 2022 entschieden sich die meisten Bewerber*innen wieder für die Ausbildung für Einzelhandelskaufleute, gefolgt von Kaufleuten für Büromanagement und den Berufen Kfz-Mechatroniker*in, Verkäufer*in und Medizinische*r Fachangestellte*r.

    Gerade bei breit angelegten Ausbildungsberufen wie Einzelhandelskaufmann/-frau oder Kaufmann/-frau für Büromanagement spielt es außerdem eine große Rolle, in was für einer Branche und in welchem Betrieb du deine Ausbildung absolvierst. Einzelhandelskaufleute werden zum Beispiel unter anderem in Supermärkten und Modegeschäften, in Möbelhäusern, Baumärkten oder Elektrofachmärkten ausgebildet. Als Kaufmann oder Kauffrau für Büromanagement kannst du grundsätzlich bei fast jedem Unternehmen, aber unter anderem auch in öffentlichen Einrichtungen wie Universitäten oder Behörden arbeiten – überall, wo es ein Büro gibt, wirst du gebraucht.

    Ausbildungsberufe 1

    Kaufmann/-frau für Büromanagement

    „Das richtige zu finden war wirklich schwierig“, erinnert sich Elif Aldemir an die Zeit nach ihrem Fachabitur. „Ich wusste nicht so wirklich, was ich machen soll.“ Eines war ihr aber klar: „Ich wollte unbedingt nach Berlin“, sagt die 24-Jährige, die ursprünglich aus dem Harz stammt. Genau dort ist sie jetzt auch – als Auszubildende für den Beruf Kauffrau für Büromanagement beim Bundesfinanzministerium.

    Für die Richtung Wirtschaft und Verwaltung habe sie sich schon beim Zweig für ihr Fachabitur entschieden, „weil das breit gefächert ist.“ Bei einer Internetrecherche stieß Elif dann auf das Ausbildungsangebot des Bundesfinanzministeriums für Kaufleute für Büromanagement. „Die Konditionen waren gut, und das ganze Drumherum, auch das Gebäude, das hat mich schon alles sehr beeindruckt“, berichtet sie. Auch begegne sie bei ihrer Arbeit immer wieder Prominenten aus Politik und Wirtschaft. Regelmäßig trifft Elif zum Beispiel den Bundesfinanzminister Christian Lindner. „Das ist natürlich alles schon sehr aufregend“, schwärmt sie.

    In ihrer Ausbildung durchläuft sie die verschiedenen Referate, besucht zweimal wöchentlich die Berufsschule, und bekommt im Ausbildungszentrum des Ministeriums immer wieder in mehrwöchigen Blöcken zusätzliche Fachkenntnisse vermittelt. Zu ihren praktischen Aufgaben zählen zum Beispiel das Eingeben von Daten in den PC, das Annehmen und Weiterleiten von Anrufen oder der Empfang von Besuchern. „Wenn man sich für den Beruf entscheidet, sollte man gerne organisieren und strukturiert sein“, sagt Elif.

    An der Berufsschule hat sie unter anderem Fächer wie Rechnungswesen und Buchhaltung, Büroprozesse (hier werden wirtschaftswissenschaftliche Themen wie zum Beispiel der Einfluss der Konjunktur behandelt) oder Beziehungsprozesse, ein Fach, das sich mit Kundenkommunikation befasst. Besonders interessant finde sie Rechnungswesen, verrät Elif: „Das ist aber etwas aus der privaten Wirtschaft, hier im Ministerium brauchen wir das in der Praxis nicht.“ Die Berufsschule beginnt bei Elif meistens um 8 Uhr und endet um 14 Uhr. Gelegentlich gibt es auch Hausaufgaben, „aber das ist eher selten.“

    Um die Schule zu schaffen, müsse man aber regelmäßig lernen. Vor Klausuren wiederhole sie den Stoff immer intensiv, und auch außerhalb der Prüfungsphasen gehe sie die Inhalte aus den einzelnen Stunden jeweils noch einmal durch. Pläne für die Zeit nach der Ausbildung hat Elif noch nicht. Möglichkeiten gibt es aber viele. „Ich kann mich hier im Ministerium bewerben oder bei anderen Behörden oder auch in die private Wirtschaft gehen“, sagt Elif. Mit ihrer Berufswahl sei sie sehr zu – frieden: „Hier habe ich eine Arbeit gefunden, die mir wirklich Spaß macht, und darauf kommt es doch an.“

    Ausbildung in öffentlichen Dienst

    Eine besondere Form der Ausbildung ist die Berufsausbildung im öffentlichen Dienst, die auf eine Übernahme in das Beamtenverhältnis abzielt. Klassische Ausbildungsberufe aus diesem Bereich sind unter anderem Polizist*in, Verwaltungsfachangestellte*r oder Justizfachangestellte*r. Als Beamte*r hast du einen sicheren Arbeitsplatz mit dauerhaftem Kündigungsschutz, eine planbare Gehaltsentwicklung und kannst mit einer guten Versorgung auch im Alter rechnen. Du musst aber sehr exakt arbeiten und dich genau an die Anweisungen deiner Vorgesetzten halten. Du befasst dich mit Regeln und Gesetzen und musst dafür sorgen, dass diese richtig angewendet werden.

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    Beamtenausbildung bei der Stadt Nürnberg

    Wie Regelungen und Gesetze umgesetzt werden, lernt Samantha derzeit in ihrer Beamtenausbildung bei der Stadt Nürnberg. „Ich war schon beim Steueramt, beim Sozialamt, bei der Wohn – geldstelle und in der städtischen Musikschule, und als nächstes kommt das Archiv“, erzählt die 24-Jährige, die bereits eine Ausbildung als Mediengestalterin absolviert hat. Weil es in diesem Beruf in ihrer Region nicht so viele Stellenangebote gegeben habe, habe sie sich, inspiriert durch einen Freund, der auch im öffentlichen Dienst sei, für die Beamtenausbildung entschieden.

    In ihrem Beruf müsse man sehr sorgfältig und gewissenhaft sein, betont Samantha: „Wenn man einen Fehler macht, zieht sich das unter Umständen durch alle Abteilungen, und der Bürger bekommt dann vielleicht einen falschen Gebührenbescheid und zahlt zu viel oder zu wenig.“ Das Erstellen von Bescheiden, eine Art Rechnung, in der steht, wie viel Geld ein*e Bürger*in an eine staatliche Stelle bezahlen muss oder wie viel Geld er oder sie vom Staat bekommt, ist eine von Samanthas Aufgaben. Außerdem bearbeitet sie Anträge, zum Beispiel wenn Eltern ihre Kinder bei der städtischen Musikschule anmelden möchten, hilft in der Personalverwaltung der jeweiligen Behörde mit und berät Bürger*innen. „Der öffentliche Dienst ist sehr vielfältig“, sagt Samantha.

    Der Wechsel zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb findet bei ihr in mehrwöchigen Blöcken statt. Jeweils zehn bis zwölf Wochen sammelt Samantha in städtischen Einrichtungen praktische Erfahrungen, und sechs bis acht Wochen lernt sie an der Berufsschule die theoretische Basis. „Hauptsächlich haben wir Fächer aus dem Bereich Recht“, erklärt sie. Dazu gehören zum Beispiel Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Baurecht, Kommunalrecht, Abgabenrecht, Haushaltsrecht und Dienstrecht.

    Am spannendsten finde sie Dienstrecht, verrät Samantha: „Personalwesen fasziniert mich.“ Allerdings sei der Unterricht an der Berufsschule sehr anspruchsvoll: „Es ist schon viel Lernaufwand, im Moment habe ich einen Fachlehrgang, da habe ich keine Wochenenden mehr.“ In Prüfungsphasen sitze sie oft bis abends über ihren Unterlagen. „Aber ich bin fleißig“, räumt sie ein. „Sicherlich kann man es auch mit weniger Aufwand schaffen.“ Nach der Ausbildung möchte Samantha gerne bei der Stadt Nürnberg im Personalwesen arbeiten. Ihr erstes Ziel sei aber, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen und Beamte auf Lebenszeit zu werden.

    Berufsausbildung an Fachschulen

    Die duale Berufsausbildung, die im Betrieb und an der Berufsschule stattfindet, ist in Deutschland der Regelfall. Es gibt aber bestimmte Ausbildungsberufe, die nicht im dualen System, sondern an Fachschulen ausgebildet werden. Dazu gehören zum Beispiel verschiedene Laborberufe wie Medizinisch-technischer Assistent (MTA) oder Pharmazeutisch-technischer Assistent (PTA), Berufe im Bereich Soziales und Gesundheit wie Erzieher*in oder Physiotherapeut*in oder auch spezielle Ausbildungsberufe aus den Berufsfeldern Kreatives, Agrarwirtschaft und Technik.

    Bei Ausbildungsberufen an Fachschulen erwirbst du dein Fachwissen vorwiegend an der Schule, durchläufst aber Praxisphasen, die je nach Beruf teilweise bis zu einem Jahr dauern können. Oft bekommst du kein Ausbildungsgehalt und musst Schulgeld bezahlen, du kannst aber unter Umständen eine finanzielle Förderung vom Staat in Form von Schüler BAföG beantragen.

    Chemisch-technische*r Assistent*in (CTA)

    „Chemie hat mich schon immer interessiert“, sagt Philip Schert. „Aber ich dachte, das muss man studieren, was ich mit meinem Realschulabschluss nicht kann.“ Inzwischen weiß der 19-Jährige, dass es auch Ausbildungsberufe aus dem Fachbereich Chemie gibt, und hat sich für einen davon entschieden. Er ist Chemisch-technischer Assistent (CTA) im zweiten Ausbildungsjahr am Institut Dr. Flad in Stuttgart.

    „Meine Ausbildung findet ausschließlich am Institut statt“, berichtet er. Eine Hälfte der Woche verbringt er im Labor, die andere Hälfte hat er Unterricht: „Im Labor lernen wir, wie die Geräte aufgebaut sind, wie man Messungen technisch korrekt durchführt, und wir machen natürlich Versuche“, erzählt er. Dabei seien bestimmte Schutzvorkehrungen nötig, weil teilweise auch mit giftigen Materialien wie Lösemitteln gearbeitet werde. „Wir tragen deshalb einen Labormantel, Handschuhe und eine Schutzbrille“, erklärt Philip.

    Zum Beispiel führen die Schüler*innen qualitative und quantitative Analysen durch. „In der Umweltanalytik nehmen wir Luft-, Wasser- und Bodenproben. Die Bodenproben untersuchen wir zum Beispiel auf Nähr- und Schadstoffe“, erzählt Philip. Auch eine Kläranlage habe er mit seinem Institut schon einmal besucht. Im Unterricht lernen die Auszubildenden die theoretischen Grundlagen der Chemie. „Das ist wirklich anspruchsvoll“, sagt Philip. „Man muss sich in die Themen reinfuchsen, um die Zusammenhänge zu verstehen.“ Die große Mehrheit der Schüler*innen verbringe viel Zeit mit Lernen, „auch ich setze mich an unserem freien Nachmittag am Mittwoch und auch am Wochenende hin, und lese mir alles nochmal durch und schreibe es zusammen.“

    Nach ihrem Abschluss haben CTAs verschiedene berufliche Möglichkeiten. „In der pharmazeutischen Industrie gibt es zum Beispiel eine Menge Stellenangebote für uns, oder viele gehen auch in die Umweltanalytik“, sagt Philip. Er selbst habe sich noch keine Branche ausgesucht. Ein paar Ideen hat Philip aber schon. Vorstellen könne er sich zum Beispiel, erst einmal ein paar Jahre in einem Unternehmen zu arbeiten, und dann doch noch Chemie zu studieren: „Zum Beispiel auf Lehramt, das fände ich interessant.“


    Video ARD alpha Uni: Chemie studieren

    Wie hart ist das Chemie-Studium wirklich? Das weiß Benno, er studiert im 5. Semester Chemie an der TU München. Aktuell muss er sein Laborpraktikum absolvieren, das wahrscheinlich schwierigste Praktikum im Chemie Bachelor. Während des Praktikums muss er einen völlig unbekannten, neuen chemischen Stoff herstellen. Nicht ganz ungefährlich! Und dann muss er nebenbei auch noch eine Quantenmechanik-Prüfung nachschreiben… Das Video ist ein Film des Formats alpha Uni, einem Angebot von ARD alpha.


    Wo Auszubildende jetzt dringend gebraucht werden

    Wenn du nach Ausbildungsberufen suchst, hast du aktuell gute Chancen, denn insgesamt gibt es zur Zeit mehr Stellen als Bewerber*innen. Das gilt aber nicht für alle Ausbildungsberufe. Bei begehrten Ausbildungen wie zum Beispiel Mechatroniker*in oder für Modeberufe wie Mediengestalter*in ist der Andrang groß, und nicht immer wirst du in deiner Region fündig. In anderen Bereichen werden dringend Azubis gesucht. Dazu gehören unter anderem soziale Berufe wie die Pflege, das Baugewerbe und die Gastronomie. Ausbildungsberufe in diesen Branchen eröffnen dir gute Chancen, denn hier herrscht Fachkräftemangel. Das bedeutet: Du kannst mit einem sicheren Job und wahrscheinlich auch steigen – den Gehältern rechnen.

    Ausbildung in der Gastronomie: Azubi bei Feinkost Käfer

    Für Karl Hartnagel stand schon immer fest, dass er nach dem Abi eine Ausbildung beginnen und nicht studieren möchte. „Mir liegt das Praktische“, sagt der 20-Jährige. Auch bei der Fachrichtung musste er nicht lange überlegen. „Ich komme aus einer Schaustellerfamilie, meine Eltern machen Gastronomie auf Volksfesten“, erzählt er. Dieser Tradition wolle er treu bleiben. Als er das Ausbildungsangebot von Feinkost Käfer für den Beruf Fachmann/-frau für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie im Internet entdeckt habe, habe er sich sofort beworben.

    „Käfer ist natürlich eine Marke, das kennt man“, erklärt er. Hinzu komme, dass sein Ausbildungsbetrieb sämtliche Bereiche der Gastronomie abdecke: angefangen vom Nobel-Restaurant in der Prinzregentenstraße in München über einen exklusiven Catering-Service bis hin zum legendären Käferzelt auf dem Oktoberfest. „Auf der Wiesn durfte ich sogar den Straßenverkauf leiten, dabei konnte ich wirklich viele Erfahrungen sammeln“, sagt Karl.

    Doch was lernt und arbeitet man als Restaurant-Veranstaltungsgastronom*in eigentlich so? „Im Kern geht es darum, dem Gast eine schöne Zeit zu ermöglichen“, erklärt Karl. Im Restaurant gibt er den Besuchern und Besucherinnen Auskunft über die verschiedenen Gerichte, empfiehlt den passenden Wein dazu und nimmt die Bestellungen auf. „Wenn sich der Gast dann für den guten Service bedankt, das kann einen schon sehr erfüllen“, schwärmt Karl. Weiterer positiver Nebeneffekt: Zufriedene Gäste geben gerne Trinkgeld. „Das wird dann bei uns fair aufgeteilt, die Azubis bekommen auch etwas.“

    Das nötige Wissen für seine Tätigkeit erlernt Karl in der Berufsschule, die im ersten Ausbildungsjahr in 14-tägigen Blöcken und anschließend einmal wöchentlich stattfindet. „Wir erfahren zum Beispiel, wo der Kakao herkommt, wie Bier und Wein gemacht werden und wie das alles zu schmecken hat“, berichtet Karl. Dazu gehöre natürlich auch, die Speisen und Getränke zu probieren: „Sonst können wir dem Gast den Geschmack ja nicht richtig erklären.“ Auch in Ernährungslehre bekommen die Auszubildenden Unterricht. Wenn er gefragt werde, welche Beilage besonders ballaststoffreich sei, könne er darauf eine fundierte Antwort geben, sagt Karl.

    Viele Gäste hätten aber auch einfach nur das Bedürfnis zu Plauschen: „So bekomme ich allerlei Ansichten und Lebensgeschichten mit.“ Im Käfer-Restaurant komme er dabei auch immer wieder mit Prominenten ins Gespräch – von FC-Bayern Spielern über Persönlichkeiten aus der Wirtschaft bis zu bekannten Schauspielern. „Das ist manchmal fast ein bisschen surreal, wenn plötzlich jemand am Tisch sitzt, den man aus Film und Fernsehen kennt, und der dann etwas bei mir bestellen und sich unterhalten möchte“, verrät Karl. In der Promi-Stadt München will Karl nach seiner Ausbildung allerdings nicht bleiben. Sein Ziel ist es, in den elterlichen Betrieb mit einzusteigen – und der befindet sich in Nürnberg.


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    Auf der Studien- und Ausbildungsmesse Stuzubi kannst du dich über Ausbildungsberufe in deiner Region informieren.

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