Du hast in der Schule bestimmte Stärken, aber auch Problemfächer? Eigentlich möchtest du studieren, aber du befürchtest, dass dein Abitur an einer schlechten Note, zum Beispiel in Mathe, Deutsch oder einer Fremdsprache scheitern könnte? Dann ist das Fachabitur für dich vielleicht eine gute Alternative zur allgemeinen Hochschulreife. Was es mit dem Fachabi auf sich hat, erklären wir dir in unserem Beitrag.
Was genau ist ein Fachabitur?
Ein Fachabitur ist ein Abschluss, der dich dazu berechtigt, ein Studium aufzunehmen – allerdings mit bestimmten Einschränkungen. Das Fachabi setzt sich jeweils aus fachbezogenen Anteilen einer bestimmten beruflichen Ausrichtung inklusive praktischer Elemente und allgemeinbildendem Wissen, vor allem in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch zusammen. Konkret beinhaltet das Fachabitur zwei verschiedene Abschlüsse, und zwar die:
- Fachhochschulreife
- Fachgebundene Hochschulreife
Sowohl mit der Fachhochschulreife als auch mit fachgebundener Hochschulreife kannst du studieren und beides wird als Fachabitur bezeichnet. Du erreichst die Fachhochschulreife und die fachgebundene Hochschulreife aber auf verschiedenen Wegen, und auch die Studienmöglichkeiten unterscheiden sich.
Fachgebundene Hochschulreife und Fachhochschulreife: Was ist der Unterschied?
Die Fachhochschulreife ermöglicht dir ein Studium an allen Hochschulen, die keine Universitäten sind. Dazu gehört die Fachhochschule (FH) und die Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW). Wie sich Universitäten und Hochschulen unterscheiden, erfährst du in Kürze in unserem Beitrag Hochschule oder Universität – der Unterschied. Bei den Studiengängen hast du mit Fachhochschulreife freie Auswahl: Du kannst dich für jedes Bachelorstudium an deiner Hochschule bewerben – an die Uni kannst du mit dieser Art von Fachabitur aber, abgesehen von wenigen Ausnahmen je nach Bundesland, nicht.
Um die Fachhochschulreife zu bekommen, brauchst du außerdem den Mittleren Schulabschluss, in der Regel die Mittlere Reife. Die meisten Schüler*innen, die eine Fachhochschulreife absolvieren, besuchen eine
- Fachoberschule (FOS) oder
- Berufsoberschule (BOS).
In bestimmten Fällen kannst du den schulischen Teil der Fachhochschulreife auch am Gymnasium erwerben, musst dann aber den berufspraktischen Teil noch nachholen.
Mit einer fachgebundenen Hochschulreife kannst du an Hochschulen und Universitäten studieren. Du wirst aber nur für Studiengänge zugelassen, die zur Fachrichtung deines Abschlusses passen. Welche Studiengänge das im Einzelnen sind, musst du bei deiner Uni oder Hochschule erfragen. Bringst du beispielsweise technische Vorkenntnisse mit, kannst du dich in der Regel für ingenieurwissenschaftliche Studiengänge bewerben. Mit einem Abschluss im wirtschaftlichen Bereich kommt wahrscheinlich ein BWL-Studium für dich in Frage. Die fachgebundene Hochschule kannst du unter anderem bekommen an
- Beruflichen Gymnasien
- Berufsoberschulen (BOS)
- Berufsfachschulen
- Berufskollegs
Oft steht die fachgebundene Hochschulreife in Verbindung mit einer Berufsausbildung. Mehr dazu findest du in unserem Beitrag Studieren ohne Abitur. Viele Schüler*innen nutzen aber auch die Möglichkeit, mit Fachhochschulreife an die Hochschule zu gehen: Ihr Anteil an den Schüler*innen mit Hochschulzugangsberechtigung beträgt laut Statistischem Bundesamt mehr als 20 Prozent (Daten aus 2022).
Technisch, wirtschaftlich, gestalterisch, sozial: Richtungen fürs Fachabi
Beim Fachabitur spezialisierst du dich auf eine bestimmte berufliche Richtung: Du wählst zum Beispiel einen Zweig auf der Fachoberschule (FOS) oder eine Fachrichtung auf dem beruflichen Gymnasium, der Berufsoberschule (BOS) oder anderen schulischen Einrichtungen, auf denen du die Fachhochschulreife erwirbst. Bei der Fachgebundenen Hochschulreife orientiert sich die fachliche Ausrichtung an der Berufsausbildung, die du absolvierst. Außerdem musst du fürs Fachabi praktische Erfahrungen in der von dir gewählten Fachrichtung nachweisen, in der Regel durch ein längeres Praktikum oder durch eine duale Berufsausbildung.
Die verschiedenen Fachrichtungen unterscheiden sich allerdings je nach Bundesland. Grundsätzlich gibt es vier große Bereiche:
- Fachabitur der Fachrichtung Technik
- Fachabitur der Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung
- Fachabitur der Fachrichtung Gesundheit und Soziales
- Fachabitur der Fachrichtung Gestaltung
Je nach Bundesland gibt es außerdem weitere Spezialisierungsmöglichkeiten und zusätzliche Fachrichtungen fürs Fachabi, zum Beispiel für Elektrotechnik, Maschinenbau, IT (Informationstechnik und Datenverarbeitungstechnik bzw. Informatik), Bautechnik, Erneuerbare Energien und Medientechnologie oder Agrarwissenschaften, Ernährungswissenschaften oder Gestaltungs- und Medientechnik, aber auch für exotische Fächer wie Holztechnik, Chemietechnik oder Biotechnologie.
Für deine Studienwahl spielt der Zweig oder die Fachrichtung nur dann eine entscheidende Rolle, wenn du mit fachgebundener Hochschule studieren möchtest, denn für fachfremde Studiengänge wirst du mit diesem Abschluss nicht zugelassen.
Mit Fachhochschulreife kannst du dich zwar auch für ein Studium bewerben, das mit deinem Zweig oder der Fachrichtung deines Fachabis nichts zu tun hat. Wenn du dich nach der Fachhochschulreife für einen Studiengang deiner schulischen Ausrichtung entscheidest, hast du aber beim Studienstart aufgrund deines Vorwissens viele Vorteile. Bei der Wahl des Zweigs oder der Fachrichtung passende Studiengänge gleich mit einzuplanen ist deshalb in jedem Fall sinnvoll.
Was kann ich mit Fachabi studieren?
Welche Studiengänge du mit fachgebundener Hochschulreife studieren kannst, hängt von der fachlichen Ausrichtung deines Abschlusses und von den jeweiligen Vorgaben deiner Hochschule oder Universität ab. In der Regel wirst du zu folgenden Studiengängen zugelassen:
Fachabitur Technik:
Studiengänge aus dem Ingenieurwesen, zum Beispiel:
- Maschinenbau
- Elektrotechnik
- Bauingenieurwesen
Fachabitur Gesundheit und Soziales:
Studiengänge aus dem Sozial- und Gesundheitswesen, zum Beispiel:
- Soziale Arbeit
- Erziehungswissenschaften/Pädagogik
- Gesundheitswissenschaften
Fachabitur Wirtschaft und Verwaltung:
Studiengänge aus den Wirtschaftswissenschaften und der Verwaltung, zum Beispiel:
- BWL-Studium
- Verwaltungswissenschaften
- Wirtschaftsinformatik
- Wirtschaftspsychologie
Fachabitur Gestaltung:
Kreative Studiengänge, zum Beispiel:
- Modedesign
- Architektur
- Kunstgeschichte
Video ARD alpha Uni: angewandte Kunst studieren
Pina studiert angewandte Kunst an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Sie hat sich für das Studium der angewandten Kunst entschieden, um ihre kreative Seite auszuleben und dauerhaft Herausforderungen zu haben. Das Video ist ein Film des Formats alpha Uni, einem Angebot von ARD alpha.
Mit Fachhochschulreife kannst du alle Studiengänge studieren, allerdings nur an der Fachhochschule (FH) und der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW). Trotz der breiten Auswahl entscheiden sich Fachabiturienten und Fachabiturientinnen aber häufig für Studiengänge, die einen Bezug zum speziellen Zweig ihrer FOS hatten. Denn der Zweig der FOS spiegelt meistens die persönlichen Interessen und Stärken wider, und die an der Schule erworbenen Vorkenntnisse erleichtern den Start ins Studium.
Was ist der Unterschied zwischen Abitur und Fachabitur?
Das Gerücht, ein Fachabitur wäre weniger wert als ein allgemeines Abitur, hält sich immer noch hartnäckig. Doch das stimmt so nicht. Zwar kannst du theoretisch mit der allgemeinen Hochschulreife, die das allgemeine Abitur beinhaltet, jeden Studiengang studieren, was beim Fachabi nur eingeschränkt möglich ist. In der Praxis haben Abiturienten und Abiturienten aber in der Regel ebenfalls nicht die volle Auswahl. Denn viele Studiengänge haben einen NC (Numerus clausus), so dass du einen bestimmten Abischnitt brauchst, um dich fürs Studium bewerben zu können. Mit einer guten Note im Fachabitur hast du deshalb unter Umständen bessere Möglichkeiten als mit einer durchschnittlichen Abiturnote und allgemeiner Hochschulreife.
Außerdem beinhaltet das Fachabitur praktische Kenntnisse, die du beim allgemeinen Abitur am Gymnasium nicht erwirbst. Weiterer Vorteil: Absolvierst du die Fachhochschulreife an der FOS, bist du oft ein Jahr früher mit der Schule fertig als Schüler*innen am Gymnasium. Auch die zweite Fremdsprache kannst du dir beim Fachabitur sparen.
Kann ich nach dem Fachabi das Abi machen?
Wenn du dich für ein Studium interessierst, für das du dich nur mit Abitur bewerben kannst, ist es in manchen Fällen relativ einfach, mit Fachabi die allgemeine Hochschulreife zu erwerben. Die Regelungen unterscheiden sich aber auch hier je nach Bundesland und Abschluss. Oft ist es bei der fachgebundenen Hochschulreife jedoch ausreichend, einfach die zweite Fremdsprache nachzuholen, um das allgemeine Abi zu bekommen. An der FOS oder BOS kannst du häufig nach der Fachhochschulreife ein weiteres Schuljahr dranhängen und nach der 13. Klasse die allgemeine Hochschulreife absolvieren.
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2 Antworten
Hallo. Mein Sohn ist ein junger Tunesier, der die Sekundarstufe besucht (er hat den BAC nicht bestanden). Er absolvierte eine zweijährige Ausbildung in Tunesien und erwarb ein technisches Diplom (APT-Zertifikat) in Thalassotherapie.
Kann er eine Ausbildung zum Krankenpfleger in einem Krankenhaus in Deutschland machen? Vielen Dank?
Hallo,
vielen Dank für Ihre Nachfrage. Ob der Abschluss Ihres Sohnes anerkannt wird, können Sie hier nachschauen: https://anabin.kmk.org/anabin.html. Außerdem gibt es die Möglichkeit, eine Ausbildung als Krankenpflegehelfer*in zu absolvieren. Für diese Ausbildung kann man sich auch ohne Schulabschluss bewerben. Die Ausbildung zum Krankenpflegehelfer dauert zwei Jahre. Wenn Ihr Sohn den Abschluss besteht, kann er die Ausbildung um ein Jahr verlängern und danach als ausgebildeter Krankenpfleger in einem deutschen Krankenhaus arbeiten. Stellenangebote für die Ausbildung zum Krankenpflegehelfer finden Sie in der Stuzubi Stellenbörse.
Viele Grüße und viel Erfolg!
Julia vom Stuzubi Team